Die einfache Form bei Reihen- und Geschosswohnungsbauten ist leicht zu bauen und zu dämmen. Bei der Sanierung bedeutet das weniger Hüllfläche, weniger komplizierte Details und mehr Energieeffizienz. Es liegt daher nahe, bei der Sanierung die ehemals angesagten Vor- und Rücksprünge in der Gebäudeform, wie zum Beispiel bei einer Loggia, zurückzubauen und Form und Hülle zu glätten. Das ist nicht immer eine gute Idee: Denn die zurückspringenden Fassaden, Terrassen und Loggien bieten viel Privatheit und einen guten Schutz vor Wind und Wetter. Lesen Sie hier, wie sich eine Loggia energetisch sanieren und gleichzeitig in ihrer ursprünglichen Form erhalten lässt.
Weil die Geometrie und die Auskragung eines Bauteils eine Wärmebrücke darstellen, versuchen Fachleute bei einer Sanierung üblicherweise, Auskragungen zurückzubauen und so die Hüllfläche zu vereinfachen. Sie schneiden also auskragende Balkone, Deckenplatten und Vordächer bis zur Rohbaukante ab und überdämmen die Außenwandflächen samt Abbruchstelle in einer Ebene. Neue Balkone errichten sie entweder über eine vorgestellte und selbsttragende Konstruktion – oder sie montieren neue Balkone und Vordächer über einen tragfähigen, entkoppelten Isokorb-Anschluss an die Bestandswand. Auch bei Loggien vereinfachen sie meist die Kubatur und machen aus der Loggia einen Innenraum. Das bedeutet, dass die offenen Seiten der Loggia verglast und die Brüstungen und Stirnseiten der auskragenden Rohdecke, also die opaken Außenflächen der Loggia, überdämmt werden.
Selbst wenn die so eingehauste Loggia nicht beheizt wird, verhindern neue Verglasung und Außendämmung Wärmeverluste und Schimmel. Das sind sehr funktionale, energetisch sinnvolle Maßnahmen und oft die günstigste und konstruktiv einfachste Sanierungslösung. Diese Varianten der energetischen Sanierung verändern jedoch das typische Erscheinungsbild eines Gebäudes: Vor- und Rücksprünge verschwinden, dafür verstellen eventuell neue Balkonkonstruktionen die Bestandsfassade. Wie geht man also am besten vor, wenn das alte Fassadenbild mit seinen Loggien auch nach der energetischen Sanierung beibehalten werden soll?
Die Seiten- und Rückwände der Loggia lassen sich von außen mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus Mineralwolle recht einfach energetisch ertüchtigen. Meist besteht der alte Wandaufbau aus Beton oder aus einem Mauerwerk und einer Putzschicht. Eventuell wurde schon einmal eine dünne Dämmlage mit Putz aufgebracht. Ist dieser Aufbau intakt, aber energetisch nicht ausreichend, dann lässt sich die Wand samt Bestandsdämmung mit einem WDVS aus Mineralwolle aufdoppeln. Die flexible Beschaffenheit der Mineralwolle vereinfacht hier die Sanierung, denn die Platten schmiegen sich dicht an die verputzte Altfassade an, ohne dass diese einer Vorbehandlung bedarf. Was bei einem WDVS aus Mineralwolle zu beachten ist, lesen Sie hier.
Außerdem lassen sich die Mineralwolleplatten auf die mitunter schmalen und kompliziert geschnittenen Wandflächen einer Loggia passgenau mit einem Messer zuschneiden. Ähnlich ist es bei der Dämmung der Loggiadecke, also der oberen, auskragenden Rohdecke. Diese lässt sich unterseitig mit einem WDVS aus Mineralwolle dämmen. Wenn über der Loggia ein beheizter Wohnraum angrenzt, wird man die Deckendämmung der Loggia, ebenso wie die Dämmung der Loggiaseiten, an die Dämmung der vorderen Gebäudefassade stoßen und erhält eine gut gedämmte Gebäudehülle. Ist die Loggia nach oben lediglich mit einer auskragenden Betonplatte überdacht, folgt also kein beheizter Raum nach oben, muss diese Rohdecke wie ein auskragendes Betonvordach unter-, ober- und stirnseitig gedämmt und oberseitig gegen Wasser abgedichtet werden.
Technisch gesehen ist der Loggiaboden ein flach geneigtes Warmdach. Weil der Boden einer alten Loggia im Gegensatz zu ihren Seitenwänden durch mechanische Beanspruchung oft porös, rissig oder sogar löcherig ist, prüft ein Fachmann zunächst die Qualität des alten Aufbaus. Meistens müssen dann die alten Beläge und Beschichtungen bis auf die Betonrohdecke vom Profi zurückgebaut werden, um die Betonplatte anschließend zu sanieren, neu zu dämmen und abzudichten. Ein intakter Bestandsboden kann gegebenenfalls zum Beispiel mit flüssigem Kunststoff gegen Wasser abgedichtet und mit einer Wärmedämmung aus Mineralwolle aufgedoppelt werden.
Grundsätzlich eignet sich für mit Mineralwolle gedämmte Loggien und Flachdächer der folgende Warmdach-Aufbau: Auf der Rohdecke liegt eine Dampfsperre und eine bzw. mehrere Lagen trittfester Dämmplatten aus Mineralwolle. Der genaue Aufbau der Dämmplatten variiert je nach Dämmstärke und Länge der geneigten Fläche bzw. der Balkontiefe. Eine Gefälledämmung mit einer Neigung von 2° bildet die oberste Dämmlage. Darauf liegt eine lastverteilende Schicht. Das kann zum Beispiel ein dünner Plattenbelag sein, der die Dämmung schützt und die von oben einwirkenden Lasten von Personen oder Mobiliar verteilt.
Auf diese lastverteilende Schicht folgt eine Grundierung und die Dachabdichtung, bestehend aus mehreren Lagen wasserabdichtender Folien, Flüssigkunststoff oder Bitumen. Darauf kommt der begehbare Bodenbelag. Das können zum Beispiel Holzdielen auf einer Unterkonstruktion oder Fliesen in einem Mörtelbett sein. Dieser hier beschriebene Aufbau nutzte die Dämmplatten, um sowohl das Gefälle als auch die Energieeffizienz herzustellen. Das spart nicht nur Aufbauhöhe, sondern auch die zeit- und damit kostenaufwendige Herstellung eines Gefälleestrichs. Mit Gefälledämmplatten lassen sich die Oberflächen sauber nivellieren und neigen.
Ein besonderes Augenmerk gilt den wasserdichten und wärmebrückenfreien Details der Entwässerung, der Not-Überläufe und den Anschlüssen von Boden, Fassade, Brüstung oder Geländer. Alle Bauteile, die die wasserführende und die dämmende Ebene durchdringen, müssen fehlerfrei gegen Wasser abgedichtet und, je nach Position, vollständig umdämmt werden. Das betrifft zum Beispiel die Haupt- und Not-Entwässerung der Loggia oder die in den Boden oder in die seitlichen Fassaden geschraubten Geländer, sofern die Loggia nicht ohnehin eine Brüstung hat.
Bei den Anschlüssen des Bodens an die Fassade und Brüstung müssen sowohl die wasserabdichtende Schicht als auch die unter dem Dämmstoff liegende Dampfbremse mindestens 15 cm über die Oberkante des Bodenbelages reichen. Das bedeutet, dass dieser untere Bereich der Loggiafassade rundum gemeinsam mit dem Loggiaboden vorbereitet, sauber abgedichtet und lückenlos gedämmt wird, um einen funktionierenden und dichten Anschluss zu gewährleisten.
Eine Sanierung der Loggia bedeutet einen stärkeren Wand-, Decken- und Bodenaufbau. Möglicherweise muss ein Handwerker die Geländerhöhe entsprechend der neuen Bodenhöhe nach oben versetzen oder Brüstungen mit einem Geländer erhöhen, damit der Fallschutz der geltenden Bauordnung entspricht. Die neue Bodenhöhe sowie die Wand- und Deckenstärken passen eventuell auch nicht zu den bestehenden Öffnungsmaßen von Fenster und Türen, die aber im Zuge einer energetischen Sanierung ohnehin oft ausgetauscht und daher direkt angepasst werden.
Bei der energetischen Sanierung einer Loggia gibt es einiges zu beachten, weshalb diese nur von Fachleuten durchgeführt werden sollte. Die Arbeit lohnt sich immer, wenn die Loggia als bautypologische Eigenheit den Charakter eines Gebäudes prägt. Außerdem ist sie mitten in der Stadt unverzichtbar: Nirgendwo sonst sitzt es sich im dicht Bebauten so schön privat wie auf einer Loggia.