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Raus mit dem Muff, rein ins sanierte Atriumhaus

Als „California Dreaming“ 1966 aus dem Radio schallte, hatten Architekten wie Neutra, Saarinen, Soriano und Eames dazu die passenden Häuser im Kopf. Denn von 1945 bis 1966 setzten zahlreich bekannte Modernisten ihre experimentellen Einfamilienhäuser, ihre Case Study Houses, in die Hänge von Los Angeles. Eigentlich waren es Prototypen für eine kostengünstige und moderne Bauweise. Sie wurden schnell zum kalifornischen Lebenstraum, zur Weite in einer urbanisierten Naturlandschaft und zur Freiheit von muffeliger Spießigkeit. Viele der Häuser verknüpften die Landschaft, Terrassen und großzügigen Wohnräume zu einer weitläufigen Ebene, oft unter einem auskragenden, scheinbar fliegenden Dach. Der entmaterialisierte, grenzenlose und mit dem Grün verschmelzende Raum begeisterte auch hierzulande, ebenso das Architektenpaar Margot Schwilling und Joachim Schürmann, das 1967 ein besonderes Atriumhaus in Köln-Lindenthal baute.

Aufräumen im Atriumhaus

Die neuen Besitzer ebendieses nun in die Jahre gekommenen Atriumhauses beauftragten jüngst den Kölner Architekten Thomas Kostulski mit einer energetischen Sanierung und einer Überarbeitung des Grundrisses. Denn die Innenräume waren entsprechend der Wohnansprüche der Bauzeit sehr kleinteilig. Jetzt brauchte das Haus eine Kernsanierung.

Hilfreich war die Bauweise des Hauses: Die tragenden Pfosten der Holzständerkonstruktion liegen in der Fassadenebene. Die Innenwände konnten daher komplett weichen und mussten nur stellenweise mit zusätzlichen Trägern in der Dachebene ersetzt werden. Nach dem Entkernen ergibt sich im Innern ein weiter, fließender Raum, der sich einmal um das Atrium legt ‒ Platz genug für eine offene Küche, einen Ess-, Kamin- und Wohnraum. Die privaten Schlaf- und Sanitärräume finden sich heute im alten Schwimmbadanbau, mit dem man in den 1970er Jahren das Atriumhaus erweitert hatte.

Der Übergang zwischen beiden Gebäuden war Kostulski wichtig: „Wir haben hier eine Fuge in die Verbindung geschnitten und so die beiden sehr unterschiedlichen Altbauten optisch getrennt.“ Der offene Innenraum rund um das Atrium und der deutlich abgesetzte Anbau tun dem Wohnhaus gut: Die ursprüngliche Typologie der Case Study Houses wird sichtbar und die Innenräume erhalten mehr Licht, Fläche und Qualität.

Von innen mit Mineralwolle gedämmt

Eine weitere Herausforderung war die energetische Sanierung unter Denkmalschutzauflagen. Das Haus hatte noch die originalen, sehr dünnen Dämmstärken und, bedingt durch seinen Grundriss, ein ungünstiges A/V-Verhältnis. Alles in allem war die Energiebilanz nach heutigen Maßstäben fatal. Kostulski erzählt: „Es muss im Winter sehr kalt gewesen sein, überall fanden sich zusätzliche elektrische Heizkörper. Die Kunst war nun, die Hülle neu zu dämmen, ohne dass man die Fassade äußerlich verändert.“ Auch hier kam den Architekten die Holzständerbauweise entgegen: Sie entfernten die innere Fassadenbeplankung, verstärkten die Pfosten auf der Innenseite um die erforderliche Dämmdicke, dämmten dann im Pfostenzwischenraum mit einer 18 cm starken Mineralwolldämmung und beplankten die Innenseite erst mit dampfbremsenden OSB-Platten und zuletzt mit Gipskarton als Putzträgerschicht. Auch die bestehenden Fensterprofile doppelten sie nach innen auf und tauschten die Gläser gegen Zweifachverglasung aus.

„Einen solchen denkmalgeschützten Bau muss man moderat sanieren, damit die Architektur erhalten bleibt“, sagt Kostulski. So blieb sowohl bei den transparenten wie bei den opaken Fassadenelementen die äußere Fassadenansicht im Original intakt, ihr Dämmwert aber verbesserte sich dank Mineralwolle erheblich.

Dämmung von Dach und Keller

Unter dem Atriumhaus lag ein ungedämmter Kriechkeller. Für mehr Platz und eine bessere Energiebilanz gruben die Architekten diesen nach unten hin ab und vergrößerten so das Souterrain auf eine nutzbare Raumhöhe von 2,4 m. So schufen sie zusätzlich Platz für eine Dämmung der Kellerdecke mit Mineralwolle und für eine Installationsebene. Jetzt finden sich im Keller eine kleine Gästewohnung, ein Arbeitszimmer und Nebenräume.

In einem letzten Schritt sanierten die Architekten das Dach. Die hölzernen Dachträger waren aus statischen Gründen 22 cm hoch. Kurios aus heutiger Sicht war die darin befindliche Originaldämmung: eine von Balken zu Balken durchhängende, 3 cm dünne Mineralwollmatte auf einer beschichteten Papierträgerbahn und eine unterseitige Verkleidung mit Schilfrohrmatten. Kostulski sagt: „Das Original beruhte quasi auf dem Prinzip der dämmenden Luftschichten, wie bei einem Zelt, und war jetzt natürlich unzureichend.“ Die Architekten montierten von innen 22 cm starke Mineralwollplatten zwischen die Holzbalken und ersetzten die Schilfrohrmatten durch Holzplatten. Das Dach hatte ursprünglich kein Gefälle und eine sehr niedrige Dachkante. Für eine originale Fassadenansicht bildeten die Architekten also anstatt einer klassisch aufgebauten Attika nur einen schmalen Dachabschluss aus, mit minimalstem Dachgefälle und mehreren Entwässerungen.

Zur Straßenseite zeigt sich das Gebäude fast unverändert, bis auf den damals gepflanzten Baum, der heute das Haus überragt. Von innen jedoch dringt der Garten tief in den Wohnraum oder der Wohnraum in den Garten, so genau lässt sich das auf den ersten Blick nicht unterscheiden. Jedenfalls sei „der Muff jetzt raus“, lobte der heute 94-jährige Joachim Schürmann den Umbau, wie Thomas Kostulski erleichtert berichtet.


 

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Das Atrium ist Zentrum des Hauses, das flache, weite Dach der Kern seiner Architektur.

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Auch im Innern setzen die Bauherren auf die weite und flache (Sofa)Landschaft. Platz und Licht ist hier der Luxus.

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Essen verbindet, auch in diesem Haus. Die gemeinschaftlichen Räume reihen sich mit fließenden Übergängen um das Atrium.

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Links: Vorher war der Grundriss sehr kleinteilig. Nach der Sanierung entsteht ein fließender, weiter Raum rund ums Atrium. Rechts: Endlich nutzbar, der ehemalige Kriechkeller wurde nach unten abgegraben. So entstand Platz für eine Gästewohnung und ein Arbeitszimmer.

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Wo vorher 6 cm Mineralwolle waren, sind jetzt 18 cm. Dafür wurden die Pfosten nach innen aufgedoppelt und mit dampfbremsender OSB-Platte verschlossen.

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Hängepartie: Eine 3 cm durchhängende Mineralwollmatte reicht nicht. Jetzt sind es 22 cm Mineralwollplatten, die zwischen die Sparren geklemmt wurden.

 

Alle Fotos und Zeichnungen stammen von Thomas Kostulski Architekten BDA.

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