Mineralwolle | Glaswolle | Steinwolle | Wärmedämmung | Lärmschutz | Brandschutz | Dämmstoff | Dämmen | Energiesparen

Umbau eines Heustadels in der Schweiz

Trittsicher in alten Fußstapfen

Das Schweizer Architektentrio Aviolat Chaperon Escobar baute einen alten Heustadel um, mit durchdachten Details und viel Liebe zur Region. Gäste müssen hier den Kopf einziehen, trittsicher sein und Humor verstehen.

Im schweizerischen Wallis entspringt in einem mattmintfarbenen Gletschersee die Rhône. Sie poltert über eine Bergkante, über Felsen und Geröll vierhundert Meter auf ein Plateau hinunter. Erst dort kann sie wie ein anständiger Bergbach ein breites Kiesbett ziehen. Noch einmal geht es vierhundert Meter herunter, dann fließt sie geordnet und im schönsten Türkis durch ein Wiesental und passiert als zweiten Ort Ulrichen. Wer hier Ferien macht, mag die raue, entlegene Natur und die steilen Hänge und das lange Tal zum Wandern, Klettern oder Skifahren. Für einen solchen Naturmenschen, einen Zimmermann und passionierten Langlauf-Skifahrer, baute das Architektentrio Aviolat Chaperon Escobar ein besonderes Ferienhaus in einem 300 Jahre alten Heustadel ‒ ein Haus im Haus.

Der Stadel

In einem Heustadel trockneten die Bauern früher das frisch gesenste Heu der Bergwiesen und ersparten sich dessen mühsamen Abtransport über die steilen Hänge. Für die Architekten hatte die alte Trockenkammer aber drei wesentliche Schwierigkeiten: Erstens, die Grundfläche war mit 20 m² extrem klein, und zweitens, die alte Konstruktion nicht belastbar. Die Wände einer Heutrocknung bestanden meist aus einfachen Holzbrettern, die hier immerhin 12 cm dick waren. Die Gründung erfolgte üblicherweise auf Bruchsteinmauern mit vier Holzpflöcken, auf denen je eine Mäuseplatte, dann ein hölzerner Rahmen lag. So war die Heuernte luftig und sicher gegen Nagetiere und Feuchtigkeit gelagert.

Die Architekten erklären: „Die Fundamente reichten zwar aus, um die bestehende Blockhauskonstruktion zu tragen, hätten aber eine neue Innenkonstruktion nicht tragen können.“ Sie tauschten also zunächst die alten Gründungsmauern gegen ein tragfähiges Betonfundament aus. Aber, und das ist die dritte Schwierigkeit, die Heustadel der Region stehen als baukulturelles Erbe unter besonderem Schutz. Ein Umbau musste deshalb so erfolgen, dass er mit seinem Äußeren das historische Ortsbild nicht störte.

Grundriss vertikal organisiert

Die Architekten planten daher im Innern der alten Kammer eine neue Hülle. Sie sagen:

„Wir wollten die ursprüngliche Typologie und Lesart der Kammer erhalten und deren Vertikalität nutzen, um das Beste aus den Innenräumen herauszuholen.“

Für die Organisation des Grundrisses unterteilten sie den neun Meter hohen Kammerraum in drei gestapelte Ebenen. Die Küche auf der mittleren Ebene ist dabei Eingangsgeschoss und der zentrale Raum des Hauses. Darunter befindet sich eine Ebene mit einem, darüber eine mit zwei Schlafzimmern, außerdem jeweils ein Duschbad und ein WC. Die Architekten planten grifflose Einbauschränke, Bettnischen, teilweise Schiebetüren und ein steile Platzspartreppe. Sie reduzierten also die Funktionsfläche auf ein Minimum, um so Platz zu schaffen für einen Luftraum über der Küche. Dieser und ein Dachfenster darüber geben dem gesamten Gebäude mehr Licht, Luft und Weite und verweisen den Gast auf die Vertikale, in der sich alles im Gebäude selbst und in der umgebenden Landschaft organisiert.

Haus im Haus: Mehr Behaglichkeit und höchster Brandschutz mit Mineralwolle

Die innere, neugebaute Hülle besteht aus einer 16 cm dicken Holzständerbauweise mit einer Gefachdämmung aus Mineralwolle, mit einer äußeren Abdichtung gegen Wind und einer Innenverkleidung mit Dreischichtplatten. Diese sind mit nur 2,1 cm Stärke sehr belastbar. Die innere Konstruktion kann daher sowohl die Last der neuen Holzbalkendecken als auch die eines neuen Daches tragen, ohne viel Raum einzunehmen.

Die Dämmung mit Mineralwolle sichert dabei die Behaglichkeit im ehemals zugigen Stadel: Die niedrige Wärmeleitfähigkeit von Mineralwolle wirkt sich hier, wo jeder Zentimeter Platz zählt und das Außenklima subarktisch ist, besonders positiv aus. So reichen die nur 16 cm dicke Dämmung und ein Holzpelletofen für eine ganzjährig angenehme Innenraumtemperatur. Und das, obwohl die Winter hier im oberen Rhônetal lang und sehr kalt, und die Hochsommer kurz und mit unter 20 °C immer noch kühl sind. Außerdem ist Mineralwolle unempfindlich gegen die Feuchtigkeit, die sich mit viel Regen und Schnee ganzjährig ins Tal legt.

Ein weiterer Grund für die Dämmung mit Mineralwolle ist der zuverlässige Brandschutz, der in diesem baukulturell geschützten und abgelegenen Ort mit seiner alten Holzarchitektur oberste Priorität hat. Die Holzständerwände kamen als vorgefertigte Module auf die Baustelle. Die Architekten ließen das Dach entfernen und hoben die Module von oben per Kran in die bestehende Holzlattenkonstruktion. Die Architekten sagen: „Das Schwierigste war dabei die millimetergenaue Vermessung und Anpassung vor Ort angesichts der beengten Platzverhältnisse in den vorhandenen Räumen.“ Nur drei Zentimeter trennen jetzt die alte und die neue Hülle.

Fassade überarbeitet

Ursprünglich war die Kammer fensterlos. Deshalb wählten die Architekten die Anzahl, die Position und die Größe der Fensteröffnungen mit Bedacht. Sie öffneten das Gebäude im oberen Fassadenbereich nur minimal und konnten so die Fernwirkung des alten Bauwerks im alten Ortsbild erhalten. Im mittleren Geschoss öffneten sie das Gebäude mit einer, im unteren mit zwei Schiebetüren und bringen so mehr Licht und Bewegungsfreiheit in die Räume. Sie ergänzten den Stadel um einen Balkon und neue Fensterläden, wählten hier aber die lokaltypische Bauweise im gleichen Holz und die zum Altbau passenden Proportionen. So müssen Gäste zwar auf dem Balkon den Kopf bis unter 1,60 m einziehen, dafür werden die baulichen Ergänzungen nach einiger Zeit und mit verwittertem Holz nicht mehr fremd wirken.

Tradition neu aufgelegt

Viele Details im Innern zaubern eine besondere Atmosphäre, die den Gast in die Geschichte der Region eintauchen lässt, ohne im historischen Kitsch zu landen. Die Architekten nutzten die technischen Möglichkeiten von heute, um an die Bautradition von gestern anzuknüpfen und bewiesen dabei Humor: Die Wände, Decken und Türen der kleinen Dusch- und WC-Räume sind vollflächig mit Kacheln belegt, die in den regionalen Bauernhäusern durchaus üblich, aber nicht rundum oder über Kopf verlegt waren.

Die für die Region typischen Verkleidungen der Heizkörper sind hier bündig in die industriell vorgefertigten Wände integriert und bestehen aus einem ebenso industriell gefertigten Holzwerkstoff, den es erst seit wenigen Jahrzehnten gibt. Der alte Holzvorratsspeicher dient jetzt zur Aufbewahrung der Skier, ein Fallnetz sichert die geländerlose Galerie. Trittsicherheit wird also in diesem Bauwerk vorausgesetzt. Aber das ist ohnehin jedem empfohlen, der sich in dieses entlegene Tal der Rhône hineinwagt.

Im alten Heustadel steckt jetzt ein neues Ferienhaus.

Im alten Heustadel steckt jetzt ein neues Ferienhaus. Foto: Reto Duriet

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Platz sparen, wo es geht, wie hier im unteren Schlafzimmer: Schiebefenster, grifflose Einbauschränke und eine kleine, rundum geflieste Duschkammer. Foto: Reto Duriet

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Hier verknüpfen sich die Räume in der Vertikalen. Der Blick geht immer nach oben oder unten, genauso wie in der Berglandschaft vor der Tür. Foto: Reto Duriet

links: Im oberen Geschoss liegen zwei Schlafzimmer und ein großzügiger Luftraum. rechts: Die Küche ist im mittleren Geschoss und das Zentrum und der Eingang des Hauses.

links: Im oberen Geschoss liegen zwei Schlafzimmer und ein großzügiger Luftraum. rechts: Die Küche ist im mittleren Geschoss und das Zentrum und der Eingang des Hauses. Pläne: Aviolat Chaperon Escobar

links: Die Technik liegt im Berg, die Stau- und Nassräume in der Wand versteckt. Hier das untere Geschoss. rechts: Der Querschnitt.

links: Die Technik liegt im Berg, die Stau- und Nassräume in der Wand versteckt. Hier das untere Geschoss. rechts: Der Querschnitt. Pläne: Aviolat Chaperon Escobar

 

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