Auf einem als unbebaubar geltenden Grundstück in Frankfurt errichtete die Architektin Marie-Theres Deutsch ihr eigenes Wohnhaus aus Mauerwerk, Beton, Stahl, Glas und Mineralwolle. Dafür brauchte sie drei Jahre, etliche Gespräche, viele Nerven und noch mehr Ideen. Dann aber entstand eine Stadtoase mit durchlichteten Räumen im Innern und einem grünen Paradies außen.
Als die Frankfurter Architektin Marie-Theres Deutsch 2008 in Alt-Sachsenhausen spazieren ging, entdeckte sie eine schmale Baulücke, die es so nah am Main, zur Innenstadt und EZB eigentlich nicht geben dürfte. Nicht in einer Stadt, wo freie Grundstücke rar, heiß begehrt und dementsprechend teuer sind. Aber die freien 143 Quadratmeter in der Paradiesgasse galten als zu eng, zu dunkel, als baurechtlich schwierig und bautechnisch noch schwieriger. Die Fluchtwege der drei Kneipen nebenan verlaufen über das Grundstück. Die auf Kriegsschutt und Sand errichtete Nachbarschaft gleicht statisch einem fragilen Kartenhaus. Sprich, das Grundstück galt als unbebaubar.
Jetzt steht dort das acht Meter schmale Wohnhaus der Architektin. Deutsch sagt: „Alles an diesem Gebäude war schwierig.“ Da war zum einen die Planung der Grundrisse: Der längs entlang der Grundstücksgrenze verlaufende Fluchtweg verschmälert die ohnehin geringe nutzbare Breite. Hohe Grundstücksmauern erschwerten die Belichtung des engen Hinterhofs. Dazu gab es zahlreiche Auflagen der Stadt zu Gestaltung und Nutzung und viele Diskussionen um ebendiese zwischen der Architektin und der Stadt. Eine große Herausforderung für jede Bauaufsicht, für die Nachbarn, mit denen Planung und die Baustellenabläufe immer wieder eng abgestimmt werden mussten, und sicher auch für die Architektin selbst. Sie sagt: „Allein die ganze Abstimmung hat mehr als 1 Jahr gedauert.“ Ohne den zähen Willen, ihren Standpunkt zu vertreten, stünde das Wohnhaus heute vermutlich nicht.
Die Architektin setzte auf eine vertikale Verknüpfung von sechs 50 bis 75 m² kleinen Geschossflächen. Sie maximierte Raum und Licht, wo immer möglich. Sie plante die Räume mit ca. 2,8 m höher als üblich. Zudem schob sie aus den Obergeschossen Erker mit Panoramaverglasung in den Straßenraum. Diese fangen das Tageslicht und bieten gemütliche Sitz- und Liegeflächen mit Ausblick auf die Straße. Die hofseitige Fassade öffnete sie mit bodentiefen, aufklappbaren Fenstern und Ganzglasbrüstungen. So kann man im Sommer die rückwärtigen Fenster komplett öffnen und erhält das luftige Wohngefühl einer Loggia.
Noch schwieriger als die Planung und Abstimmung war die Umsetzung, wie die Architektin erklärt: „Das Komplizierteste dabei war sicherlich das Gärtchen.“ Denn dort befanden sich teilweise noch Reste alter Mauern und Keller. „Wir haben hier eigenhändig die Steine herausgehauen, aber manches ließ sich einfach nicht entfernen“, erzählt Deutsch. Die Mauerreste blieben also stehen und bilden heute die Stützmauern für eine Abtreppung des Gartenhofes. Was hier zu viel war, fehlte woanders: Erst beim Aushub der Baugrube bemerkten die Beteiligten, dass die Nachbargebäude und -mauern nicht gegründet waren. Mit dem fehlenden Gegendruck der nun abgebaggerten Erdmassen drohten die angrenzenden Mauern abzurutschen. Die Architektin sagt: „Wir mussten also spontan übers Wochenende ‚Fundamente‘ aus Sand, Kies, Zement und Wasser unter die benachbarten Mauern gießen.“
Heute bewohnt die Architektin mit ihrem Mann die drei oberen Geschosse, rund 200 m², selbst. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss entstanden je eine barrierefreie Wohnung. Das Kellergeschoss ist eine Gastwohnung für Mitarbeitende des Schauspiels Frankfurt. „Die Nutzung eines Kellers ist mit relativ viel Aufwand verbunden, das lohnt sich vor allem wie hier in innerstädtischen Lagen mit entsprechenden Bodenpreisen“, sagt Deutsch, die bereits einige Keller in Frankfurt zu nutzbaren Räumen umbaute. Sie nennt drei Kriterien, die ein Kellergeschoss erfüllen muss, damit sich der Umbau lohnt:
Erstens muss das Kellergeschoss hoch genug sein, damit es die Auflagen für eine Wohnnutzung erfüllt. Das war bei diesem Projekt tatsächlich schwierig, auch wenn es sich um einen Neubau handelte. Hier in Flussnähe liegt das Grundwasser nur 1,5 m unter dem Kellerboden, jeder Zentimeter hinunter ins Erdreich machte das Gebäude anfälliger gegen steigende Pegel und aus dem Erdreich drückendes Wasser. Deutsch plante die Bodenplatte daher auf zwei Niveaus: Im hinteren Eingangsbereich des Kellergeschosses erreicht sie so eine Raumhöhe von 2,25 m, eine Stufe führt auf die untere Ebene mit einer Raumhöhe von 2,5 m.
Das zweite Kriterium ist, nach Deutsch, das Niveau der Kellerdecke. „Der Keller sollte im besten Fall 70 bis 80 cm über das Erdniveau reichen“, sagt sie. Dann nämlich sind Belichtung und Belüftung der Kellerräume gut lösbar. Perfekt sind dafür Gebäude mit Hochparterre, wie bei gründerzeitlichen Bauten. Bei ihrem Wohnhaus löste die Architektin die Belichtung des Kellers mit einer Abgrabung des Grundstückniveaus von etwa 2,5 m.
Sie schaffte so ein bewohnbares, helles Kellergeschoss und einen davor tief gelegenen Hof. Mit entsprechenden Konsequenzen: Weil hier an der Fassadenseite des Kellers der niedrigste Geländepunkt liegt, war eine sorgsame Drainage wichtig, die das Sickerwasser sicher abführt. Eine Abgrabung ist immer auch statisch zu berücksichtigen. Das war hier, angesichts der ohnehin neu zu bauenden Fundamente, kaum Mehraufwand. Ein breiter Betonwinkel, der an die Bodenplatte angeschlossen ist, stützt jetzt die Mauern der Nachbarn. Darauf ließ die Architektin ein langes Wasserbecken bauen, das den Hof samt Mauer gestalterisch aufwertet. Mit einer großflächigen Mauerbegrünung wurde aus dem ehemals dunklen Trümmerhof eine Grünoase.
Das dritte Kriterium ist die Ausrichtung des Kellers. Deutsch erklärt: „Nicht jeder Kellerraum lässt sich ausreichend belichten, die Himmelsrichtung ist daher wichtig.“ Ihr Kellergeschoss liegt gen Südost. Zwischen März und Oktober scheint die Sonne am Vormittag direkt in die Wohnung, der Hof an sich wird zusätzlich hell beschienen und reflektiert Licht ins Innere. Hier setzt Deutsch auf helle Oberflächen, viele übergroße, bodentiefe Fenster und auf intelligente Stauräume, wie Bodenpodeste und Einbauregale. Das erspart Möbel, die den Raum kleiner wirken lassen und Licht schlucken. Deutsch sagt: „Viele denken bei Souterrain an dunkle Wohnungen und sind positiv überrascht, wenn sie unsere Gastwohnung betreten.“
Was für den Innenraum gilt, gilt auch für den Außenraum. Damit insgesamt mehr Licht, Ordnung und Weite in Gasse und Hof gelangen, gestaltet Deutsch die Fassade mit sehr reduzierten Mitteln und schafft so eine ruhige, geometrische Ansicht. Sie wählt eine helle Putzfassade, große Fenster mit sehr schmalen, dunklen Profilen und gläsernen Brüstungen. Sie verzichtet auf Fensterbleche, auf Dachüberstände, hält die Attiken auf ein Minimum. Selbst das Garagentor hält sich in Weiß und fassadenbündig optisch im Hintergrund.
Für die Fassade wählte Deutsch ein Wärmedämmverbundsystem aus Mineralwolle. Denn die enge Bebauung und die ebenso engen Rettungs- und Löschzugänge in dieser Altstadt sind im Brandfall eine ernste Gefahr. Außerdem plante Deutsch die vorgeschriebenen Rettungswege durch das Erdgeschoss des Gebäudes. Auf diesem Grundstück musste also die Entstehung und Verbreitung von Feuer und Rauch unbedingt vermieden werden. Mineralwolle ist ein nichtbrennbarer Dämmstoff, der auch nicht glimmend und nicht brennend abfallend oder abtropfend ist, und schützt deshalb vor Feuer- und Rauchausbreitung.
Dank guter Ideen und viel Zähigkeit ist das Gebäude aus Mauerwerk, Beton, Stahl, Glas und Mineralwolle heute ein architektonisch gelungener, bautechnisch komplexer und das Umfeld aufwertender Stadtbaustein in Alt-Sachsenhausen.
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