Einblasdämmung | Schlauch | Start-up VARM | Foto von www.varm.earth

In nur einem Tag zum gedämmten Haus? So einfach geht’s!

Christian Grüner ist Geschäftsführer beim Berliner Handwerks-Start-up VARM. Er und sein junges Team haben das ambitionierte Ziel, die Energiewende beim Wohnen zu beschleunigen. Um das zu erreichen, setzt VARM auf Einblasdämmungen, u. a. mit Mineralwolle. Was dieses Dämm-Verfahren so besonders macht und ob die Einblasdämmung auch für Ihr Haus geeignet ist, lesen Sie in diesem Interview mit dem FMI.

Herr Grüner, wie kamen Sie eigentlich zur Einblasdämmung?

Als Handwerksbetrieb und Start-up möchten wir möglichst viele Häuser möglichst schnell und gut dämmen, um so die Energieeffizienz in Deutschland voranzubringen. Zum Start unseres Unternehmens haben wir alle Methoden der Dämmung verglichen, um zu schauen, wie sich Häuser einfach und zuverlässig dämmen lassen.

Dabei punktete vor allem die Einblasdämmung: Mit ihr können wir ein Einfamilienhaus innerhalb von ein bis zwei Tagen und zu einem sehr niedrigen Preis dämmen. Im Schnitt kostet das nur ca. 5000 Euro, spart viel CO2 und reduziert die Heizkosten um bis zu 50 Prozent.

Varm | Start-up | Einblasdämmung | Gründer Sebastian Würz und Christian Grüner | Foto von www.varm.earth
‍Sebastian Würz (links) und Christian Grüner gründeten das Berliner Handwerks-Start-up VARM.

Welche Bauteile lassen sich denn überhaupt mit einer Einblasdämmung dämmen?

Eigentlich geht das bei der gesamten Gebäudehülle, also bei der Fassade, Kellerdecke, oberen Geschossdecke und beim Dach, zum Beispiel mit einer Zwischensparrendämmung. Immer wenn ein Bauteil der Gebäudehülle einen Hohlraum aufweist, lässt sich dieser hocheffizient mit einer Einblasdämmung füllen.

Ob sich ein Bauteil für die Einblasdämmung eignet, klären unsere Dämmexperten in einem ersten Telefongespräch mit interessierten Hausbesitzern. Wir fragen ab, was genau gedämmt werden soll und wie das Haus gebaut ist, um dann die optimale Lösung für das konkrete Haus vorzuschlagen. Unser Hauptgeschäft machen wir allerdings mit der Fassade, also mit der Dämmung des zweischaligen Mauerwerks.

Nicht jeder Eigentümer kennt sein Haus so gut, dass er am Telefon über die Bauweise Auskunft geben kann…

Das ist kein Problem. Aus den Angaben zu Region, Bauzeit und Wandstärke können wir das Haus gut beurteilen. Wenn sich zeigt, dass eine Dämmung sehr wahrscheinlich sinnvoll und möglich ist, nennen wir im nächsten Schritt eine erste Einschätzung zu den Kosten.

Bei einer Beauftragung fahren wir dann zum Kunden und schauen uns das Haus selbst an, analysieren das zu dämmende Bauteil ganz genau und können einen verbindlichen Festpreis nennen. Für die Analyse bohren wir zum Beispiel in die Fassade ein kleines Loch und schauen mit einer Kamera in den Hohlraum hinein. So stellen wir sicher, dass der Hohlraum sauber und trocken ist. Wir sehen, ob es Mauerwerksanker oder Putzreste im Hohlraum gibt. Wir klären auch Organisatorisches für den reibungslosen Ablauf: Wo wir zum Beispiel Material lagern oder bei Bedarf einen Hubsteiger anstellen können. Dieser kostenlose Vorab-Termin dauert etwa eine Stunde, dann wissen wir, ob sich das Haus für die Einblasdämmung eignet. Bei neun von zehn Häusern, die wir besichtigen, ist die Maßnahme problemlos durchführbar.

Worum muss ich mich als Hauseigentümer kümmern? Braucht es eine Baugenehmigung oder eine Anmeldung der Baustelle?

Es braucht keine Baugenehmigung und, das ist das Schöne an der Einblasdämmung, sie lässt sich unsichtbar sogar ins Baudenkmal einbringen, es braucht also auch keine Genehmigungen für den Denkmalschutz. Abgesehen davon kümmern wir uns um alles Weitere, von der Baustelleneinrichtung ‒ wir klären zum Beispiel mit der Stadt, wenn wir den Gehweg temporär blockieren müssen ‒ über die Durchführung bis hin zu den Dokumenten, die Kunden für eine staatliche Förderung brauchen.

Wie funktioniert dann das Einblasen der Dämmung?

Das kommt auf das Bauteil an. Bei der Fassade bohren wir alle zwei bis drei Quadratmeter ein kleines Loch mit einem Durchmesser von etwa zwei Zentimetern. Mit einem Schlauch blasen wir dann das Dämmmaterial durch die Löcher in den Hohlraum. Danach vermörteln oder verputzen wir die Löcher und malern, wenn nötig. Am Ende sieht alles wieder so aus, wie vor der Maßnahme.

Bei der obersten Geschossdecke können wir das Material einfach auf den Dachboden blasen, wo die Flocken liegen bleiben. Wir bauen dann vorab Laufstege, über die wir und danach die Bewohner auch die hinteren Winkel des Dachbodens erreichen können. So ist der Dachboden teilbegehbar. Wenn der Dachboden voll genutzt werden soll, bietet sich oft eine Dielendämmung an, also eine Dämmung in den Gefachen zwischen den Holzbalken der obersten Geschossdecke. Die Gefache sind meistens hohl oder nur wenige Zentimeter mit Sand gefüllt, so dass genug Platz für eine Dämmung bleibt.

Bei einer Dämmung zwischen den Sparren des Daches arbeiten wir oft mit Dachdeckern zusammen, die die Sparrenzwischenräume erst schließen, bevor wir die Dämmung einblasen können.

Einblasdämmung | zweischaliges Mauerwerk | Start-up VARM | Foto von www.varm.earth
Die Einblasdämmung, z. B. aus Mineralwolle, wird einfach in bestehende Wand- oder Deckenhohlräume eingeblasen.
Einblasdämmung | denkmalgeschütztes Haus | Start-up VARM | Foto von www.varm.earth
Auch Baudenkmäler lassen sich so schnell und einfach dämmen. Denn die Maßnahme ist von außen unsichtbar.
Einblasdämmung | Dachboden | Start-up VARM | Foto von www.varm.earth
Auch auf Dachböden lassen sich die Dämmflocken günstig und schnell einblasen. Laufstege sichern die Teilbegehbarkeit. Wer den Dachboden nutzen möchte, kann auf der ganzen Fläche Platten verlegen.

Wie laut ist denn eine Dämm-Baustelle bei Ihnen?

Vor allem die Bohrungen der Löcher in die Fassade können etwas lauter werden. Aber wir hatten noch nie Probleme mit dem Lärmschutz, weil die Durchführung selbst ja so schnell geht, dass die Nachbarn oft gar nichts davon mitbekommen. Wir sind regulär nach einem Tag, spätestens nach zwei Tagen, fertig. Der Einblasprozess selbst ist übrigens recht leise.

Kann man auch eine vorhandene Dämmung mit einer Einblasdämmung aufdämmen?

Ja, klar, man dämmt dann im besten Fall sogar im gleichen Material auf. Man muss aber genau schauen, wann sich die Aufdämmung lohnt oder ob es rechtliche Einschränkungen gibt. Die meisten unserer Häuser stammen von vor 1970. Da gab es noch keine Wärmeschutzpflichten, entsprechend sind diese Häuser meist gar nicht gedämmt. Das älteste Haus, das wir gedämmt haben, stammt von 1880. Wir haben also eine große Bandbreite an gar nicht gedämmten Häusern in Deutschland.

Bei alten Häusern gibt es oft Feuchtigkeit in den Bauteilen. Wie gehen Sie damit um?

Wir schauen uns jedes Haus bei unserem Vorab-Termin auch hinsichtlich der Bauphysik genau an. Gibt es ein solches Problem oder sind andere Maßnahmen notwendig, wie ein Fensteraustausch, sollte das zuerst angegangen werden, bevor wir dämmen. Da stimmen wir uns mit den anderen Gewerken ab. Es ist übrigens nicht schlimm, wenn die Dämmung feucht wird, aber sie sollte nicht im Wasser stehen und sollte gut abtrocknen können. Bauphysikalisch ist manchmal eine neue Dampfbremse notwendig, die verlegen wir dann selbst.

Apropos Fensteraustausch: Lassen sich Wände mit einer Einblasdämmung auch im Nachhinein noch verändern, zum Beispiel mit einer Fensteröffnung?

Das ist eine Frage des Dämmmaterials: Zum Beispiel werden Mineralwolleflocken mit hohem Druck in den Hohlraum eingeblasen, wo sie sich verdichten und zu einer Dämmmatte verfilzen. Das bedeutet, wenn man die Wand öffnet, bleibt die Dämmung aus Mineralwolle formstabil, sie rieselt also nicht heraus. Nachträgliche Änderungen sind dann kein Problem, das ist einer der Vorteile von Mineralwolle.

Wie schnell lohnt sich die Einblasdämmung und welche Lebensdauer hat sie? 

Die Einblasdämmung lohnt sich beim Einfamilienhaus schon nach fünf bis sechs Jahren, sofern man eine staatliche Förderung in Anspruch nimmt. Dagegen steht die lange Lebensdauer von mindestens 40 bis 50 Jahren. Also, es lohnt sich mit und ohne Förderung!

Es gibt übrigens zwei Wege der Förderung: die steuerliche Förderung, bei der man insgesamt 20 Prozent der Kosten, auf drei Jahre verteilt, von der Steuer absetzen kann. Das funktioniert einfach, indem man der Steuererklärung die Rechnung über die Maßnahme beifügt. Oder aber man beantragt eine BAFA-Förderung für die Einzelmaßnahme, da braucht es einen Energie-Effizienz-Experten, der den Antrag stellt. Dafür arbeiten wir mit unabhängigen Experten zusammen, die diesen Antrag für unsere Kunden übernehmen können.

Der Daemmstoff Varm Team
Das junge Team des Berliner Handwerks-Start-ups VARM möchte die Energiewende beim Wohnen schneller voranbringen.

Wie lange dauert es vom Erstkontakt bis zum gedämmten Haus?

Das geht bei uns sehr, sehr schnell. Das ist ja auch unser Ziel. Wir schaffen das im Moment im Durchschnitt in dreißig Tagen. Dabei haben wir deutlich mehr Anfragen in der Heizperiode, als zum Beispiel im Hochsommer. Obwohl sich die Dämmung auch zum Sommer sehr lohnt: Sie macht das Haus im Innern kühler. Und ab dem Tag, wo die Dämmung eingebracht ist, merken die Bewohner sofort einen positiven Effekt: Sie sparen Geld, genießen mehr Komfort und verbrauchen weniger Energie.

Im Gesamten sind wir überzeugt, dass die Einblasdämmung gerade durch ihre Geschwindigkeit und ihre niedrigen Investitionskosten ein richtig ein guter Hebel ist, um eine große Menge von Einfamilienhäusern schnell und effizient zu dämmen und so die Energiewende voranzubringen.

Herr Grüner, danke fürs Gespräch!

Alle Fotos: © www.varm.earth

Sie besitzen eine Wohnimmobilie und planen, diese mit Mineralwolle zu dämmen oder haben dies bereits getan? 

Gerne möchten wir von Ihrem Dämmvorhaben mit Glas- oder Steinwolle berichten.

Wir freuen uns auf Ihr Sanierungsprojekt!

Sie finden alle Informationen zur Bewerbung unter folgendem Link:

Dämmung aus Mineralwolle | Der Dämmstoff

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