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Hochdruck beim Dämmen mit Mineralwolle

Die Einblasdämmung aus Mineralwolle ist bei Bauherren noch wenig bekannt. Dabei könnte sie sich zum echten Booster für die Energiewende und die Sanierungsquote in Deutschland entwickeln. Wo sie was leisten kann, verrät Arnold Drewer, Gründer des Fachverbandes Einblasdämmung, im Gespräch mit dem FMI.

Herr Drewer, wofür eignet sich die Einblasdämmung mit Mineralwolle, also Glas- oder Steinwolle, und welche Vorteile hat sie?

Mit Mineralwolle lassen sich fast alle Hohlräume in deutschen Gebäuden füllen und dämmen. Das sind insgesamt rund 2,5 Milliarden Quadratmeter Gebäudehüllfläche im Bestand, die sich per Einblasdämmung dämmen lassen. Besonders gut geeignet ist die Einblasdämmung zur nachträglichen Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk. Ein solches zweischaliges Mauerwerk haben ca. 30 Prozent der deutschen Gebäude, vor allem in Norddeutschland, vereinzelt auch in Süddeutschland, zum Beispiel in Freiburg. Mit der Einblasdämmung lassen sich aber auch die Gebäudetrennfugen, die sogenannten Schalltrennfugen, zwischen Reihen- und Doppelhäusern hervorragend dämmen. Zur Dämmung der oberen Geschossdecke ist die Einblasdämmung ebenfalls bestens geeignet.

Wie funktioniert das Verfahren der Einblasdämmung?

Die Hohlräume werden nach einem bestimmten Schema angebohrt, entsprechend der Vorgaben der Hersteller. Die äußere Schale wird hierbei stellenweise mit einem etwa 2,4 cm kleinen Loch durchbohrt, darauf wird dann eine Düse aufgesetzt und der Einblasdämmstoff per Luft in die Gefache, also die jeweiligen Hohlräume, geblasen. Anschließend werden die Öffnungen wieder geschlossen, verputzt oder mit Mörtel gefüllt. Fertig! Dieser Vorgang dauert bei einem Gebäude nur maximal einen Tag.

Wie stellen Sie fest, dass sich ein Hohlraum zur Einblasdämmung eignet?

Tatsächlich sind in den Bauplänen – insofern diese überhaupt noch vorhanden sind – Bauteile, die in den Hohlraum ragen, so gut wie nie verzeichnet. Man muss also vorab ein kleines Loch mit einem Durchmesser von etwa 8 mm in die äußere Wand bohren und den Hohlraum mit einem Endoskop auf seinen Querschnitt und seinen Zustand untersuchen.

Mineralwolle als nichtbrennbares Baumaterial hat unter den Dämmstoffen einen besonderen Stellenwert hinsichtlich des hohen Brandschutzes. Wie wirken sich die anderen Eigenschaften von Mineralwolle auf das Einblasverfahren aus?

Für die Einblasdämmung ist das Verfilzen der Mineralwolle von Vorteil: Es führt dazu, dass der Dämmstoff nicht durchrieselt – er bleibt sozusagen „in der Wand stehen“. Wenn dann zum Beispiel nachträglich Installationen nötig sind oder ein zusätzliches Fenster eingebaut wird, kann man die Wand problemlos öffnen, ohne dass das Dämmmaterial herausrieselt. Eine weitere wichtige Eigenschaft von Mineralwolle ist, dass sie hydrophob ist. Das bedeutet, dass Mineralwolle Wasser innerhalb der Dämmschicht nicht weiterleitet. Das ist bei der nachträglichen Kerndämmung sehr wichtig, da eventuell anfallendes Tauwasser oder eine Durchfeuchtung der Außenschale nicht zum Vernässen des Dämmstoffes führt und dessen Dämmwirkung erhalten bleibt.

Bei Hohlraumdämmungen ist der Vorteil einer Einblasdämmung klar. Aber warum empfiehlt sich das Einblasverfahren auch bei der obersten Geschossdecke und was sollte man dabei beachten?

Die Einblasdämmung spart viel Zeit. Hochleistungs-Einblasmaschinen können pro Stunde bis zu 20 Kubikmeter des Materials in oder auf ein Bauteil blasen. Diese hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit macht das Dämmverfahren äußerst preiswert. Sie können Dämmdicken von bis zu 40 cm bei der oberen Geschossdecke sehr preiswert und schnell aufbauen. Das ist übrigens auch die Dämmstärke, die wir dort empfehlen.

Bei genutzten Dachräumen ist eine Zwischensparrendämmung mit Mineralwollematten die häufigste Dämmvariante, vor allem im DIY. Wann ist hier eine Einblasdämmung eine sinnvolle Alternative?

Die Einblasdämmung ist für viele Dachräume eine gute Alternative: Sie kann ungefähr fünfmal so schnell eingebaut werden, da der aufwändige, händische Transport der Dämmung ins Dach entfällt. Hinzu kommt, dass beim Einblasen keinerlei Hohlräume verbleiben, die bei nicht fachgerechtem Einbau zu Wärmebrücken führen könnten. Auch fällt keinerlei Verschnitt an – ein ökologischer und finanzieller Pluspunkt.

Und was muss man bei der Einblasdämmung zwischen den Sparren beachten?

Bei der konventionell durchgeführten Dämmung mit Mattendämmstoffen werden erst die Mineralwollematten in die Gefache eingelegt, dann die Dampfbremse verlegt und anschließend erfolgt der Innenausbau mit Bekleidungsplatten, wie zum Beispiel Gips. Anders bei der Einblasdämmung: Hier müssen Sie erst die Dampfbremse verlegen und vor allem luftdicht verkleben. Dann folgt der Einbau der Traglattung für den Innenausbau. Erst danach kann man den Dämmstoff in den so entstandenen Hohlraum einblasen.

Der Trend geht zu vorgefertigten Holzrahmenbauten und einer vor Brand schützenden Dämmung aus Mineralwolle. Damit lassen sich sogar Sanierungen seriell durchführen und beschleunigen. Welchen Stellenwert hat dabei die eingeblasene Mineralwolle?

Die Einblasdämmung könnte zukünftig in der Vorfertigung aufgrund der extrem schnellen Verarbeitungsgeschwindigkeit, niedrigen Kosten und der Fugenfreiheit einen sehr hohen Stellenwert haben. Wenn sie denn bekannter wäre …

Welche Förderungen für die Sanierung mit Einblasdämmung gibt es und welche Mindestanforderungen gelten dafür?

Es gibt unterschiedliche Förderungen für energetische Sanierungen und 31 verschiedene Einblas-Dämmsituationen (weitere Informationen unter www.fved.net/energieberater-energieberatung). In der Regel gilt: Sie müssen mit der Einblasdämmung entweder bestimmte Dämmdicken erreichen, das sind zum Beispiel bei der obersten Geschossdecke 27cm, oder aber Sie müssen eine bestimmte Dämmqualität erreichen. Bei der nachträglichen Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk darf zum Beispiel der Lambda-Wert nicht höher als 0,035 W/mK betragen. In diesen Fällen lässt sich die Einblasdämmung mit 20 Prozent fördern, und sogar mit 25 Prozent, wenn Sie einen iSFP, also einen individuellen Sanierungsfahrplan, vorlegen.

Wen muss ich dafür beauftragen und wie gehe ich vor, um eine Förderung zu erhalten?

Wenn Sie eine BAFA- oder KfW-Förderung anstreben, brauchen Sie einen Energieberater, der den Förderantrag bearbeitet. Erst nach Bewilligung der Förderung können Sie mit der Dämmmaßnahme loslegen. Möchten Sie dagegen eine niedriginvestive Dämmmaßnahme, eine günstige Einzelmaßnahme wie zum Beispiel eine Kerndämmung alleine und ohne Kreditförderung durchführen, empfiehlt sich die Steuerförderung nach §35c EstG. Dann können Sie sofort mit dem Dämmverfahren anfangen und erhalten eine Rückerstattung von bis zu 20 Prozent der Kosten über die Einkommenssteuer, ganz ohne Förderantrag.

Herr Drewer, vielen Dank für das Gespräch!

Arnold Drewer I Fachverband Einblasdämmung I Der Dämmstoff

Foto: Arnold Drewer

Unser Gesprächspartner Arnold Drewer beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Wärmedämmungen. Er ist Geschäftsführer des Institutes für preisoptimierte energetische Gebäudemodernisierung (IpeG), ist Gründer und Geschäftsführer des Fachverbandes Einblasdämmung (FVED) und ist Gründer und Vorstandsmitglied der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF). Darüber hinaus bildet er Energieberater aus und ist Autor mehrerer Bücher zum Thema Wärmedämmung.

Mineralwolle | Glaswolle | Steinwolle | Wärmedämmung | Lärmschutz | Brandschutz | Dämmstoff | Dämmen | EnergiesparenBei herkömmlichen Ziegelverbänden passt die Einblasöffnung in die Fugen. So lässt sie sich anschließend mit Mörtel wieder verschließen. Der Ziegel bleibt weitestgehend intakt und die Dämmmaßnahme im Nachhinein unsichtbar. Foto: www.fved.net

Zweischaliges Mauerwerk I Einblasdämmung I Mineralwolle I Der Dämmstoff I Foto Deutsche Rockwool

Ein zweischaliges Mauerwerk lässt sich leicht und schnell mit einer Einblasdämmung auf zeitgemäße Energiewerte bringen. Foto: Deutsche Rockwool

 

Einblasdämmung I Komplizierte Bauteilanschlüsse I Der Dämmstoff I Mineralwolle I Foto Deutsche Rockwool

Ein Vorteil der Einblasdämmung ist die hohlraumfreie Dämmung auch komplizierter Bauteilanschlüsse. Foto: Deutsche Rockwool

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