Eigentlich darf das Hochhaus in Heilbronn gar nicht gebaut werden. Es ist aus Holz und in Deutschland sind dann fünf Geschosse das Maximum. Wer höher hinaus will, braucht Sondergenehmigungen. Dass Deutschlands höchster Holz-Wohnturm mit neun Etagen trotzdem entsteht, zeigt: Es findet gerade eine Umdenken statt bei Architekten, Bauherren und bei den Behörden. Doch um ganz in den Innenstädten anzukommen, muss Holz noch sein romantisches Image verlieren – besonders in Deutschland.
Ein Gegner der heimeligen Holzromantik ist Tom Kaden, Partner im Architekturbüro von Kaden+Lager. Schon seit 20 Jahren beschäftigt er sich mit dem Holz-Hochbau. Er hat auch den Wohnturm in Heilbronn entworfen. „Ich bin keiner der sagt, nur Holz macht glücklich. Es geht um die richtige Mischung und intelligente Konstruktionen, nicht um eine neue Ideologie“, so Kaden. In seinen Entwürfen ist vom Holz deswegen nur selten etwas zu sehen: „Für uns ist Holz in allererster Linie Tragwerk, positive Bauphysik und guter Dämmstoff.“ Und wer braucht außen schon Astloch-Romantik, wenn drinnen Wohlfühlklima herrscht?
Die größte Herausforderung für den Holzbau ist nach wie vor der Brandschutz. In Kombination mit Mineralwolle ist Holz allerdings ausgezeichnet einsetzbar. Die Schwierigkeiten macht deshalb auch weniger das Material, als vielmehr die Baubehörde. Brandschutzvorschriften sind heute noch immer auf Stein und nicht auf Holz ausgelegt.
Dabei finden sich die größten Fans des Holzbaus gerade unter der Feuerwehr. Experten halten den Rohstoff aus dem Wald für mindestens so gut wie Stahl. Holz ist zwar schneller entzündlich, lässt sich aber besser berechnen. Verkohlte Balken können selbst dann noch tragen, wenn Stahl schon längst schmilzt. Gerade bei der Rettung von Menschenleben, ist eine lange, aber insbesondere auch eine gut berechenbare Tragfähigkeit von entscheidender Bedeutung.
Andere Länder sind deshalb auch schon deutlich weiter. Mittlerweile schießen ähnliche Konstruktionen wie Pilze aus dem Boden. Architekten und Konstrukteure brechen einen Rekord nach dem anderen. So wächst gerade in Wien das HoHo in die Wolken. Mit 84 Metern ist es das Höchste unter den Hohen. Rund 75 Prozent sind hier aus Holz. Nur der Kern besteht noch aus Stahlbeton.
In Heilbronn hingegen spielen Beton und Zement schon keine wesentliche Rolle mehr. Dadurch wird der Bau zwar nicht günstiger, aber es geht schneller, weil viele Holz-Teile in Fabriken vorgefertigt werden können. Zudem hat das Haus hat einen kleineren CO2-Fußabdruck, weil die Verarbeitung von Bauholz relativ wenig Energie verbraucht.
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