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Zwei Seiten desselben Hauses

Es ist idyllisch im Zentrum von Vaihingen an der Enz: Die Altstadt mit ihrem barocken Fachwerk und dem lüftelbemalten* Rathaus, das Stadtschloss, das über den Weinhängen und über den dicht zusammenstehenden, roten Spitzgiebeln thront, und die Enz, die gemütlich ihre Kurven zieht. Doch so homogen vorindustriell die Stadt auch anmutet, jenseits der kleinen Altstadt gibt es zahlreiche Flächen und Gebäude, die immer wieder erweitert oder umgebaut wurden, seit Jahrhunderten bis heute. Der bauliche Bruch in enger Nachbarschaft gehört also ebenso zu Vaihingen. Aber auch hier finden sich bauliche Schätze, wie der Architekt Christian Fuchs bewies.

Fuchs leitet gemeinsam mit der Architektin Tanja Gerst das Stuttgarter Büro INEXarchitektur. Im Jahr 2014 entdeckte er ein historisches Wohnhaus weniger als fünf Gehminuten von der Altstadt Vaihingens entfernt und in einer für das Baujahr typischen Klinkerfassade. Es ist eine Doppelhaushälfte, die 1889 als Teil einer ersten größeren Stadterweiterung gebaut wurde. Der Architekt erinnert sich: „Das Gebäude war total heruntergekommen.“ Die letzten baulichen Erneuerungen stammten aus den 1960er Jahren: einige heute als unschön empfundene Oberflächen und unpassende Bauteile, veraltete Einzelölöfen in den Wohnungen sowie ein gemauerter und aufgeständerter Anbau an der rückwärtigen Gartenseite. Lediglich die Fenster waren neu. Doch für Fuchs hatte das Haus Charme und eine gute Lage, und der bauliche Bruch wurde einfach zum Gestaltungsprinzip.

Historische Straßenansicht

Ab 2017 startete das Architektenteam die Sanierung. Zunächst entfernte es die störenden Bauteile der 1960er Jahre, u. a. PVC-Oberflächen, Glasbausteine und die alte Alu-Drahtglas-Haustür. Ziel war, die Straßenfassade samt Eingangssituation möglichst originalgetreu wie vor ca. 150 Jahren abzubilden. Dafür suchten die Architekten in der Nachbarschaft, aber auch darüber hinaus, nach bauzeittypischen Originalen. Fuchs berichtet: „Das schmiedeeiserne Gitter zum Beispiel haben wir in Leipzig gefunden und konnten es hier einbauen.“ Andere Elemente, wie die Haustür, ließen sie nachbilden. So hat sich die Straßenfassade zwar verändert, ist aber dadurch gestalterisch wieder mehr in ihre Bauzeit gerückt. In diesem Fall gilt: Gelungen ist, wenn man es nicht sieht. Von der Straße wird ein Passant die Eingriffe kaum wahrnehmen.

Zeitgemäße Gartenansicht

Die Gartenfassade war durch den modernen Anbau ohnehin stark verändert. Diese Seite nutzte das Team zur Erweiterung der Wohnflächen, wie Fuchs sagt: „Auf jedem Geschoss war eine Wohnung, die wir um einen Außenbereich erweitern wollten.“ Vor die alte Ziegelfassade setzten die Architekten verglaste Veranden, die nicht nur die Wohnqualität verbessern, sondern auch wie ein Wintergarten Temperaturunterschiede zwischen innen und außen puffern und im Winter solare Wärme einfangen. Den Anbau verkleideten sie mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus vorgegrautem Lärchenholz. Die gartengeschossige Terrasse unter dem Anbau verglasten sie und schufen so eine neue, helle Wohnküche. Während also von der Straße aus die Sanierung kaum auffällt, zeigt sich das Haus auf der Gartenseite mit zeitgenössischer Architektur.

Brüche als Thema

Auch im Innern des Ziegelbaus und des modernen Anbaus werden immer wieder die Brüche von Alt und Neu offensichtlich. Bäder und Küchen, Elektro- und Sanitärinstallationen wurden zwar erneuert. Die alten Wände aber haben die Architekten freigelegt, samt der Materialbrüche und Unregelmäßigkeiten und samt der alten Fenster, die im Gartengeschoss nun zwei Innenräume, nämlich Küche und Schlafraum, verbinden. Es entsteht ein haptisches Haus mit alten Dielen hier und poliertem Estrichboden dort, rauer Ziegelwand hier und feiner Stuckdecke dort, massivem Mauerwerk hier und leichter Glasfassade dort.

Der gesamte Umbau dauerte fast zwei Jahre. Fuchs sagt dazu: „Es war zeitaufwendiger, weil das Haus während der Sanierung bewohnt blieb. Deshalb haben wir etagenweise saniert.“ So konnten langjährige Mieter in eine Ausweichwohnung im gleichen Haus ziehen und danach in ihre alte, nun frisch sanierte Wohnung zurückkehren.

Dämmung mit Mineralwolle

Die energetische Sanierung umfasste eine Verbesserung der Anbaufassade, der Dächer und Heiztechnik. Wegen des historischen Fassadenbildes und der dicken Mauerwerkswände mit 50 cm Tiefe verzichtete der Architekt auf eine Dämmung der Straßenfassade. Die alte Gartenfassade von 1889 dagegen ist nun durch den späteren Anbau und die neue Glasfassade umhüllt und wurde so zur innenliegenden Wand. Auch hier ergaben sich also kaum Wärmeverluste. Aber das neuere, weniger massive Mauerwerk des Anbaus, dessen Flachdach sowie das Steildach des Altbaus benötigten Dämmmaßnahmen.

Hinter der vorgehängten Holzfassade schützt nun eine 14 cm dicke Dämmung aus Mineralwolle vor Energieverlusten. Das Steildach ließ das Team im bewohnten Bereich zwischen den Sparren mit Mineralwolle dämmen. Doch über den Kehlbalken befindet sich noch ein Spitzboden. Bei vielen Sanierungen wird diese Kehlbalkendecke entfernt, was dem bewohnten Dachraum mehr Höhe und Atmosphäre gibt. Hier ging das nicht, wie Fuchs begründet: „Auch im Dachgeschoss gab es schöne Stuckdecken, die wir gerne erhalten wollten.“ Sie entfernten also die Dielen im Spitzboden, um die oberste Geschossdecke von oben erst von Schlacke zu säubern und dann mit insgesamt 40 cm Mineralwolle aus- und aufzudämmen. Vor allem durch die Dämmung, aber auch durch die vorgesetzten Baukörper, reduziert sich der Heizenergiebedarf des Hauses deutlich.

Neue Heiztechnik

Für den noch verbleibenden Heizwärmebedarf setzten die Architekten vor allem auf solarthermische Vakuumflachkollektoren auf dem Dach des Hauses und ergänzten als Heizreserve eine Gastherme. Spezielle Flachheizkörper mit Wärmestrahlplatte sollen die Räume schneller und angenehmer aufheizen. Doch dann erzählt Fuchs von der Erfahrung einer Mieterin: „Seit der Sanierung, so berichtet sie, müsse sie so gut wie gar nicht mehr heizen.“ Schon die gedämmte und umbaute Hülle sorgt also dafür, dass der Wohnkomfort steigt und Energie, die nicht verloren geht, auch nicht neu erzeugt werden muss. So sollte Energiesparen im historischen Altbau sein: fühlbarer statt sichtbarer, atmosphärischer statt technischer.

*Die Lüftelmalerei ist eine barocke Fassadenmalerei, bei der architektonische Elemente wie Pilaster, Säulen, Faschen oder Stuckerverzierung aufgemalt werden. Sie ist besonders in Süddeutschland verbreitet.


 

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Wohnhaus in Vaihingen | Energetische Sanierung | Der Dämmstoff | Foto von Nikolay Kazakov

Auf der nach Südosten zeigenden Gartenseite des Hauses sieht man die Bauetappen: Der Altbau von 1889 im Klinker, der nun holzverkleidete Anbau aus den 1960er-Jahren und die verglasten Holz-Balkone von 2018.

Wohnhaus in Vaihingen | Wohnküche | Der Dämmstoff | Foto von Nikolay Kazakov

Der Bruch ist Gestaltungsthema, im Innern wie außen: hier die alte Klinkerfassade mit Sandsteinsockel im Gartengeschoss. Die ehemalige Außenwand schmückt nun die Wohnküche.

Wohnhaus in Vaihingen | Neue Wohnflächen | Der Dämmstoff | Foto von Nikolay Kazakov

Im Innern mussten Wände weichen, damit zeitgemäße, große Wohnflächen entstehen. Die Übergänge aber bleiben erkennbar.

Wohnhaus in Vaihingen | Bad | Der Dämmstoff | Foto von Nikolay Kazakov

Alle Sanitäranlagen, Leitungen und Installationen wurden erneuert.

Wohnhaus in Vaihingen | Gartenseite | Der Dämmstoff | Foto von Nikolay Kazakov

Dem ehemals verbauten Eingang und der gesamten Straßenfassade gaben die Architekten wieder eine bauzeittypische Gestaltung. Nur wer aufmerksam hinschaut, erkennt von der Straße die zeitgenössische Architektur auf der Gartenseite.

Alle Fotos: Nikolay Kazakov

Wohnhaus in Vaihingen | Grundriss Eingangsgeschoss | Der Dämmstoff | Schnitt von INEXarchitektur

Grundriss Eingangsgeschoss

Wohnhaus in Vaihingen | Schnitt von der Straßenseite zur Gartenseite | Der Dämmstoff | Schnitt von INEXarchitektur

Schnitt: von der Straßenseite (links) zur Gartenseite (rechts)

Alle Pläne: INEXarchitektur

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