Im ersten Teil des Beitrags zeigten wir das Raum-im-Raum-Konzept, das eigentlich überall ruhige Inseln schaffen kann. Dazu ermöglicht es je nach Konstruktionsaufbau leichte bis extrem hohe Schalldämmwerte, ganz nach Bedarf. Auch in unserem zweiten Beitrag geht es um ein Musikprojekt aus Berlin: die Musikschule musikplus! von acouplan akustisch geplant und Operis Bau realisiert. Das Projekt erreicht mit durchdachten Details und mit Mineralwolle sehr hohe Schalldämmwerte. Vor allem aber überzeugt es mit einer schallschutzgerechten Flexibilität.
Die Räume der Musikschule befinden sich im Erdgeschoss eines Gebäudes aus der Gründerzeit. Der Knackpunkt der Umnutzung der Ladenräume im Erdgeschoss ist die Wohnnutzung in den Obergeschossen. Es brauchte also einen herausragenden Schallschutz zu benachbarten Nutzungseinheiten, dazu aber auch innerhalb der Musikschule, zwischen den Proberäumen. So erfolgte die Schallschutzdämmung der gründerzeitlichen Räume zunächst herkömmlich: Die Wände erhielten eine Vorsatzschale aus einem Metallständerwerk, einer 5 cm starken Mineralwolldämmung und einer doppelten Beplankung aus Gipskarton. Eine für viele Altbauten ohnehin aus energetischer Sicht sinnvolle und bewährte Lösung.
Bei den Vorsatzschalen variierten die Techniker die Aufbauten mit dem Bedarf: Im Proberaum für Schlagzeuger wurde die Mineralwolldämmung zum Beispiel auf 10 cm verstärkt und eine Beplankungsebene hinzugefügt. Unter die Holzbalkendecke montierte man eine doppelte, teils dreifache Gipskarton-Beplankung und Weitspannträger, die alle nachträglich verbauten Lasten aufnehmen können. Darunter ergänzte man eine abgehängte Decke mit Gipskarton und insgesamt drei schallschützende Auflagen aus je 10 cm starker Mineralwolle. Diese legte man versetzt übereinander, um Kreuzfugen zu verhindern und den Schallschutz weiter zu erhöhen. Vorgesetzte Wände und abgehängte Decken, eine bzw. teils mehrere hohe Dämmlagen aus Mineralwolle und doppelte, teils dreifache Beplankungen, das Ganze mit schallentkoppelten Anschlüssen: Insgesamt bieten die so gedämmten Räume also bereits einen sehr hohen Schallschutz zu anderen Nutzungseinheiten.
Die eigentliche Herausforderung war die Flexibilität der drei Unterrichtsräume, die sich zu einem 60 m² großen Veranstaltungsraum zusammenschließen lassen sollten. Dafür kamen faltbare, hochgedämmte Trennwände zum Einsatz. Hier, wie auch bei den im ersten Beitrag genannten mobilen Lösungen, war der Anschluss der Trennwände an den Bestand der eigentliche Knackpunkt. Die Techniker platzierten die Führungsschienen der Trennwände oberflächenbündig zur abgehängten Decke und schlossen sie mit elastischer Fuge an die Deckenbeplankung und die Weitspannträger an. Weil aber das doppelte Schienensystem selbst eine mögliche Schallbrücke von Raum zu Raum darstellte, überdämmten sie die Schienen zu beiden Seiten mit zusätzlichen Schallschotts.
Die Trennwände gleiten also in rundum gedämmter und elastisch angeschlossener Aufhängung an der Decke und schließen mit einem ebenso schallentkoppelten Stahlrahmen an die Seitenwände an. Am Boden gleiten sie lediglich mit einer elastischen Abschlusskante über das Parkett. So lassen sich die Trennwände per Hand verschieben, ohne dass man sie aus einer Bodenfuge heben müsste. Für den Schallschutz war das letztlich kein Problem: Das bewertete Schalldämmmaß R’w in den Proberäumen liegt bei 73 dB, deutlich höher als in Standardräumen. Auch diese mobile und sehr flexible Lösung bringt also mehr Ruhe in unterschiedlich genutzte Räume.
Baudaten
Bauherr: musikplus! In Berlin
Akustik: acouplan GmbH
Ausbau: Operis Bau GmbH
Alle Fotos: Operis Bau GmbH / Saint Gobain Rigips