Mineralwolle | Glaswolle | Steinwolle | Wärmedämmung | Lärmschutz | Brandschutz | Dämmstoff | Dämmen | Energiesparen

Mit Beton umwickelt

Mit der Sanierung des ehemaligen Schwesternwohnheims in Konstanz vereinten Braun + Müller Architekten BDA die Baukultur der 1960er Jahre mit dem Wohnkomfort von heute. Sie schufen dabei eine beispielgebende Architektur für eine in Deutschland alltägliche, aber trotzdem schwierige Bauaufgabe. Warum sie dabei auf Beton und Mineralwolle setzten, erklären sie hier.

In den 1960er Jahren boomte der Beton in Deutschland. Architekten und Architektinnen planten Alltagsgebäude für eine moderne, rationale und fortschrittliche Gesellschaft. Statt Schnörkel und Kaschierungen setzten sie auf sichtbare Konstruktionen und Materialien, auf eine gradlinige Architektur, neue, industrielle Fertigungstechniken und auf Stahlbeton. So wie bei dem ehemaligen Schwesternwohnheim der Spitalstiftung Konstanz. Die Stahlbetonkonstruktion aus Schotten und sichtbaren Deckenplatten ermöglichte kleine, funktionale Grundrisse passend für die damals meist alleinstehenden, jungen Spitalschwestern, die dort in einer Flur-WG zusammenwohnten.

Seither stehen die kostengünstigen Wohnungen den Mitarbeitenden des Spitals zur Verfügung. Aber nach fast fünfzig Jahren war das Gebäude im Grundriss nicht mehr zeitgemäß: Statt einer Flur-WG brauchte es gut ausgestattete Appartements und Mehrraumwohnungen, in denen die Mitarbeitenden alleine oder mit ihren Familien komfortabel wohnen können. Auch bautechnisch war das Gebäude veraltet: Die Fassaden und das Dach waren unzureichend gedämmt und genügten weder der EnEV noch dem heutigen Wohnanspruch. Außerdem verursachte die zentrale Flurerschließung unflexible, kleine Räume mit nur einseitiger Belichtung und Belüftung sowie einen unzureichenden Brandschutz. Die glatte, einfache Kubatur bot weder private Außenräume noch einen Schutz vor sommerlicher Hitze. Doch ein Gutachten zeigte, dass die Tragstruktur selbst robust und flexibel genug für neue Konzepte war. So entschloss man sich zur Kernsanierung und für einen Entwurf des Architekturbüros Braun + Müller Architekten aus Konstanz.

Flexible Grundrisse in fixem Raster

Der Architekt Manuel Huber von Braun + Müller Architekten sagt: „Zuerst fühlten wir uns durch die Schotten mit ihrem schmalen Achsabstand von 3 Metern eingeschränkt, aber schnell merkten wir, dass sich daraus besondere, durchgesteckte Grundrisse ergaben.“ Die Architekten entkernten die Innenräume bis auf die tragenden Schotten und planten in jedem zweiten Zwischenraum einen offenen Wohnraum, der von zwei gegenüberliegenden Seiten optimal belichtet und belüftet ist. In den benachbarten Schottenzwischenräumen liegen die Schlaf- und Sanitärräume, die sie mal dem einen, mal dem anderen Wohnraum zuordneten. So entstehen in der Strenge des schmalen Achsmaßes 34 unterschiedlich große Wohnungen, in denen die Pflegekräfte alleine oder mit ihren Familien viel Platz finden.

Durch den ungewöhnlichen Zuschnitt der Wohnungen spürt man noch heute das Bestandsgebäude. Die Architekten ergänzten einen umlaufenden Laubengang und konnten so die Erschließung samt großzügiger Fluchtwege organisieren und private Freibereiche sowie einen passiven Sonnenschutz ergänzen. Für die Konstruktion wählten sie bewusst Beton. Die Architekten erklären: „Für uns war klar: Es musste Beton sein, um die Architektur des Bestands zeitgemäß zu interpretieren. Zudem setzt das umlaufende Betonband Höhe und Breite des Gebäudes in ein ausgewogeneres Verhältnis und schafft intime Rückzugsräume für die Bewohner.“ So entstanden ein ungewöhnliches Fassadenbild und eine zeitgemäße, sehr funktionale Betonarchitektur in Anlehnung an die architektonische Ursprungsidee.

Abtragung der Lasten über zwei Wege

Eine große Herausforderung war die Statik des Betonumlaufs und sein wärmebrückenfreier Anschluss an den Bestand. Das Bestandsgebäude konnte die Lasten des Betonumlaufs nur teilweise tragen. Also teilten die Architekten die Lastabtragung auf. Ein Teil geht auf die Schotten und die Deckenplatten des Bestands über. Der größere Teil aber wird durch die Betonkonstruktion selbst abgetragen: Hierfür ergänzten sie Betonscheiben, die im Achsabstand längs und quer zum Bestand stehen und die Last ohne Umweg nach unten leiten.

Statisch besonders ist der Fußpunkt des Betonumlaufs: Für einen leichten und schwebenden Eindruck schrägten die Architekten den Sockel des Umlaufs nach innen ab. Über Dreieckkonsolen geht die Last auf das Fundament über, allerdings nicht auf das bestehende Fundament: „Wir haben das Bestandsfundament ringsum abgegraben und mit einem Fundamentring aufgedoppelt. So lässt sich ein Großteil der Betonlast abtragen, ohne die Bestandsfundamente zu überlasten.“

Wärmebrückenfreie Fassade – WDVS aus Mineralwolle

Die alte Fassade blieb in großen Teilen erhalten. Die Architekten brachen lediglich die aufgemauerten Fensterbrüstungen heraus und setzten bodentiefe Balkontüren ein. Stellenweise mussten sie maroden, nicht tragfähigen Altputz abschlagen. Ansonsten aber überdämmten sie die alte Putzfassade mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aus 16 cm starker Mineralwolle. Braun + Müller Architekten BDA sind überzeugt:

„Mineralwolle hat den Vorteil, dass sie sich dicht an die unebenen Putzflächen anlegt.“

Thermisch komplizierter waren die kraftschlüssigen Befestigungen des Balkonumlaufs an den Schotten und Deckenplatten: So wurden alle statisch wirksamen Anschlüsse des Umlaufs an Decken und Schotten mit einem Isokorb ausgeführt. Bei einem Isokorb werden zwei Bauteile kraftschlüssig über Bewehrungsstäbe miteinander verbunden und gleichzeitig mit einer Dämmung thermisch voneinander getrennt. Der Isokorb wurde in den 1980er Jahren vom Ingenieur und Unternehmer Eberhard Schöck erfunden und wurde seither ein immer leistungsfähigeres System zur wärmebrückenfreien Ausführung auskragender Bauteile. Doch für einen kraftschlüssigen Anschluss mittels Isokorb braucht es eine tragfähige Deckenstärke, die das Bestandsgebäude hier nicht hatte. „Also betonierten wir die Decken mit Konsolen bis zu einer Höhe von 22 cm auf“, erklärt Huber.

Ohnehin mussten die Architekten immer wieder schon im Rohbau individuelle Lösungen finden. So gab es bei den beiden Gebäudeabschnitten einen Versprung der Geschoss- und Deckenhöhen um einige Zentimeter, die es mit entsprechenden Bodenaufbauten oder Abhangdecken auszugleichen galt. Doch die Arbeit lohnte sich, sowohl für die Spitalstiftung Konstanz als Bauherr als auch für das Architekturbüro: Dieses erhielt für den Umbau des Wohnheims den Deutschen Bauherrenpreis 2020.

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Der Altbau des Schwesternwohnheims der Spitalstiftung Konstanz war ein konstruktiv und im Grundriss typischer Stahlbetonbau aus den 1960er Jahren.

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Der neue Betonumlauf ermöglicht eine andere Erschließung, sichere Fluchtwege, mehr Wohnqualität durch private Loggien und eine bessere Energiebilanz durch den baulichen Sonnenschutz. Und die Proportionen des Gebäudes sind jetzt harmonischer.

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Im Innern entstehen, bedingt durch die tragenden Schotten, ungewöhnliche langgezogene Wohnräume, die sich hervorragend nutzen, belichten und durchlüften lassen.

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Alt sind die tragenden Außenwände und Schotten, neu ist der Betonumlauf und damit auch der Grundriss.

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Herausforderung: Wie trägt man die Last einer solchen Betonkonstruktion wärmebrückenfrei ab? Mit Mineralwolle und Isokorb, und im Sockel mit einem zweiten Fundamentring.

Alle Bilder und Pläne stammen von Braun + Müller Architekten.

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