Cedric Cieplinski vom SV Westphalen setzt zum Wurf an, er schmettert den Ball in Richtung Tor –und trifft. Die Menge auf der Zuschauertribüne jubelt. Am Ende gewinnt der SV Westphalen das Wasserball Derby am 1. Juli 2018 gegen den SV Derne im Südbad Dortmund mit 9:7. Es war ein voller Erfolg für die Mannschaft und ihre Fans.
Als das Dortmunder Südbad 1878 eröffnet wurde, steckte der Schwimmsport noch in den Kinderschuhen. Der SV Westphalen war einer der ersten Schwimmvereine, der sich 1896 gründete; damals noch unter dem Namen „Dortmunder Schwimmverein“. Dank des Vereins wurde das Bad schnell zu einem Ort des sozialen Lebens, vor allem durch die regelmäßig veranstalteten Schwimmfeste.
Im zweiten Weltkrieg wurde das Schwimmbad vollkommen zerstört. Nach dem Wiederaufbau war es erneut eines der größten und modernsten Hallenbäder der Bundesrepublik Deutschland. Zur Einweihung am 6. August 1960 kamen zahlreiche Ehrengäste, es gab Musik, Schwimm- und Springvorführungen sowie ein Wasserballspiel. Außerdem konnten die Gäste gemeinsam mit den Olympioniken Ursula Happe, Aki Rademacher und Walter Handschuhmacher schwimmen – ein absoluter Höhepunkt der Veranstaltung.
Schwimmfeste, nationale und internationale Wettkämpfe. Bei so vielen Personen in einem Hallenbad kann es schnell laut werden. Deswegen ist eine gute Akustik und wenig Nachhall besonders wichtig. Bei einer Schallmessung im Südbad stellten die Experten fest, dass der Nachhall nicht den Werten der geltenden Bäderverordnung entsprach. Dies war einer der Gründe, warum das Bad zwischen 2003 und 2007 saniert wurde.
Das Südbad weist jedoch einige Besonderheiten auf, die es der Erzeugung einer angenehmen Akustik schwermachen: Die komplette Süd- und Ostseite des Schwimmbades besteht aus einer Glasfassade. Außerdem gibt es für die vielen Besucher der Schwimmwettkämpfe 500 Sitzplätze auf der Tribüne. Dies sowie die Auflagen des Denkmalschutzes machten es unmöglich, an den Wänden akustisch wirksame Materialien zu befestigen. „Deswegen haben wir uns für eine Baffeldecke entschieden, die Mineralwolle enthält und somit den Nachhall auf ein sprachverständliches Niveau reduziert.“, erklärt der Dortmunder Diplom-Ingenieur Michael Lenkeit, Architekt bei der Sanierung.
Das Besondere an der Baffeldecke ist, dass sie nicht an den Wänden angebracht werden muss. Sie wird an der Decke montiert und besteht aus Reihen von hängenden Elementen, den sogenannten Baffeln. Diese ermöglichen dank der enthaltenen Mineralwolle zum einen die nötige Schallabsorption. Die durch die Hängeelemente entstehenden Zwischenräume sorgen außerdem dafür, dass die Luft gut zirkulieren kann und Tauwasserschäden vermieden werden. Luftfeuchtigkeit und Chlordämpfe können den Baffeln ebenfalls nichts anhaben. Auch optisch sind solche Deckensysteme ein Hingucker.
Mineralwolle hat eine offenporige Struktur und ist weich. Dadurch verlieren die eintreffenden Schallwellen viel Energie und der Nachhall wird auf ein Minimum reduziert.
Insgesamt wurden 4.000 m² Decke mit dem Baffelsystem ausgestattet. Prüfberichte belegen indes die große Wirkung: Die verbauten Baffeln erreichen einen Schallabsorptionsgrad von 0,95 bei 1.000 Hertz! Zur Einordnung: Ein Schallabsportionsgrad von 1,00 bedeutet eine vollständige Schallabsportion.
Seit der Sanierung können die Fans ungestört weiter jubeln und Durchsagen deutlich besser verstehen, denn der lästige Nachhall ist kaum noch vorhanden. Wenn die Wasserballspieler in ihrem Element sind und richtig loswerfen, müssen sie sich außerdem keine Sorgen machen, wenn der Ball die Decke trifft – sie wurde nämlich besonders stark montiert. So kann der SV Westphalen weiterhin sicher im Südbad trainieren.
Interessante Links: