Wo seine Bilder hängen, wird es ganz still. Die Werke des Ulmer Künstlers Thomas Witzke sehen nicht nur schön aus, sondern sie können auch was. Sie schlucken Schall dort, wo Lärm besonders stört – in Kantinen, Vortragsräumen und Büros. Solche funktionale Kunst war früher nichts besonderes, heute ist sie eine Seltenheit geworden. Doch das ändert sich gerade.
„Kunst und Funktion schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, gerade bei ‚Kunst am Bau’ finden beide Seiten auf natürliche Art und Weise zusammen“, meint Witzke. Überhaupt sei reine, zweckfreie Kunst eine Erfindung der Moderne. Seine Arbeiten sind deshalb auch eine Besinnung auf die Wurzeln künstlerischen Schaffens. „Back to the roots“ gewissermaßen.
Mit Mineralwolle hat sich Witzke zum ersten Mal für einen Wettbewerb auseinander gesetzt. Das Werk war für die Abgeordneten-Kantine im Bundestag bestimmt. Dort klappert Geschirr, es ist trubelig. Gleichzeitig gilt aber gerade das Mittagessen als eine gute Gelegenheit, wichtige Informationen auszutauschen. „Und dafür ist guter Raumklang entscheidend. Gleichzeitig sollen sich die Menschen aber wohlfühlen. Beides hätte mein Stillleben geschafft.“ Dafür hat er Aluminiumplatten bemalt und anschließend durchlöchert. Diese Platten brachte er dann auf Kästen an, die mit schallschluckender Mineralwolle gefüllt waren. Der Dämmstoff war so nicht nur funktionaler Teil, sondern auch gut sichtbar. „Die Verbindung von Ästhetik und Funktion fand ich reizvoll“, so Witzke.
Gewonnen hat am Ende zwar eine andere Arbeit. Ein Unternehmen aus Ulm war von der Idee aber so begeistert, dass Witzke dort ein ähnliches Werk realisieren konnte. Große Bilder hängen dort nun in Besprechungsräumen und im Treppenhaus.
Mineralwolle ist für den Künstler jedoch auch aus anderen Gründen spannend: „Stein und Glas, die sich in Wolle verwandeln. Es fasziniert mich, dass aus einem harten ein ganz weicher Stoff entsteht“, erklärt der 55-jährige. „Dieser Materialunterschied macht Mineralwolle interessant.“
So muss das auch der chinesische Künstler Zhang Ding sehen, der häufig mit Mineralwolle arbeitet. Er verändert die Oberflächen des Materials auf spektakuläre Weise, damit sie wie Landschaften eines fremden Planeten wirken. Zu sehen waren seine Arbeiten erst auf der weltweit größten Kunstmesse, der Art Basel, und jüngst in London. Die Performance „Enter the Dragon 2“, während der er die Mineralwollmatten nutzt, ist allerdings genau das Gegenteil von leise. Aber sehen und hören sie selbst.
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