Mannheimer O | Foto von MVRDV Architects, Rotterdam

Mannheim macht „O“!

Ein ikonisches Hochhaus bereichert die Stadtsilhouette von Mannheim. Das Planungsteam aus dem Büro MVRDV musste lange tüfteln, damit das Gebäude in Form, Fassade und Funktion nicht nur ungewöhnlich, sondern auch robust, langlebig und sicher ist. Bei der Fassade setzt es deshalb auf die mineralische Symbiose aus Klinker und Mineralwolle.

Das renommierte Rotterdamer Architekturbüro MVRDV hat bereits weltweit allerhand ungewöhnliche Großbauten geplant. Sein neuestes Werk steht in Mannheim und macht mit seiner Architektur Schlagzeilen, lange bevor es fertig gebaut ist. Dabei überrascht es weniger durch seine Größe. Immerhin kennen sich die Mannheimer mit hohen Landmarken aus – vom Fernmeldeturm über die Hochhäuser an der Neckarpromenade und in Vogelstang bis zu den vielen Industrieschloten am Rhein. Was aber überrascht, sind Form und Farbe des Gebäudes. Es bildet in der Ansicht ein gigantisches, kobaltblaues „O“.

Zuhause im Franklin

Das „O“ ragt bisher noch recht rätselhaft über die Dächer des Stadtteils Franklin. Denn es ist Teil eines Wortes, das aus vier Hochhäusern gebildet werden soll, von denen aber bisher nur drei im Bau sind, nämlich das „H“, „O“ und „E“. Kommt irgendwann das „M“, kann sich die Siedlung mit dem Wort HOME krönen.

Die Wortsilhouette ist ein Verweis auf die Geschichte des Ortes: Auf dem ehemaligen Kasernengelände lebten bis vor ca. zehn Jahren amerikanische Soldaten und ihre Familien, die nach 1945 den Frieden im befreiten Europa sicherten. Siebzig Jahre, in denen die US-Familien hier eine Heimat fanden und die die Stadt und ihre Freundschaft mit den USA tief geprägt haben. Nach dem Fortzug der letzten amerikanischen Familien stand eine Fläche von rund 140 Hektar zur Umnutzung bereit. Das entspricht 196 Fußballfeldern.

Hier entsteht nun der nach Benjamin Franklin benannte neue Stadtteil mit Wohnraum für rund 10.000 Menschen. Die städtebaulichen Pläne dafür lieferten das dänische Architekturbüro Vandkunsten und die Niederländer MVRDV. Einige der alten Zeilenbauten blieben erhalten und wurden saniert. Dazu kamen zahlreiche vier- bis fünfgeschossige Neubauten, mit denen verschiedene Architekturbüros beauftragt wurden und die nun den Bestand verdichten und ergänzen.

Ein Grüngürtel zieht sich um die Wohnblocks und als Achse einmal quer hindurch. Soweit, so üblich, könnte man denken. Wären da nicht die vier übergroßen Hochhaus-Buchstaben mit ihrem Gruß an die ehemaligen und neuen Menschen im Quartier.

Mannheimer O von oben | Foto von MVRDV Architects, Rotterdam
Für den ehemaligen US-Stützpunkt planten MVRDV einen Masterplan mit Nachverdichtung und vier Hochhäusern in Buchstabenform. © MVRDV Architects, Rotterdam

Komplizierte Formfindung

Eines davon, das „O“, plante nun MVRDV in einem komplizierten Entwurfsprozess selbst: Das Hochhaus wurde zunächst auf einen Sockel gestellt, der das Baufeld komplett ausfüllt und an den neue Zeilenbauten nach altem Vorbild angrenzen. Dann schnitzte das Team die Kubatur des Gebäudes zum Buchstaben und schnitt den Sockel und die Hauszeilen um die baurechtlich notwendigen Abstandsflächen und städtebaulichen Achsen zurück: So entstand in der Ansicht das „O“.

Der städtebauliche Grundriss zeigt dagegen einen von Gebäudefragmenten zerklüfteten, öffentlichen Raum mit verschiedenen Aufenthaltszonen und Nutzungen. Das Gebäude ist 50 Meter hoch, 57 Meter breit und fasst auf 15 Etagen 135 Wohnungen, die meisten mit zwei bis drei Zimmern. Zu seinen Füßen stehen die Hauszeilen, deren schräg abgeschnittene Stirnseiten verglast sind. In diesen Schaufenstern und auf den Erdgeschossflächen befinden sich öffentlichkeitswirksame Nutzungen wie z. B. Läden, Ateliers, Praxen und Gastronomie.

Brücken bauen

Ein Highlight ist die Terrasse im vierten Obergeschoss, auf dem unterem Bogen des „O“: Über eine große Freitreppe kann hier die Nachbarschaft in fünfzehn Metern Höhe auf einen Kaffee zusammenkommen, den Ausblick übers Quartier genießen und die besondere Atmosphäre zwischen den hoch aufragenden Gebäudeinnenseiten spüren.

So besonders im Flair, so kniffelig ist das ausgeschnittene Volumen für die Statik. Denn die obersten drei Geschosse müssen die Freiterrasse über die volle Gebäudetiefe und über eine Breite von fast 19 Metern stützenfrei überbrücken. Zugleich verlangen die äußeren Kurven des „O“ einen Rückschnitt der Geschossdecken. Das ist vor allem bei den unteren Etagen statisch anspruchsvoll. Die Lösung war schließlich eine Konstruktion aus zwei Türmen mit je einem tragenden Stahlbetonkern und ergänzend dazu aussteifenden Querwänden.

Die Kerne sind nah an die Innenterrasse gerückt und über die oberen und unteren Geschosse statisch miteinander verbunden. So ergibt sich eine Brückenkonstruktion mit zwei sehr belastbaren Pfeilern. Die Außenwände sind als Lochfassade ebenfalls tragend. Auf diese Weise entstehen im Innern große, stützenfreie Wohnbereiche mit wunderbaren Übereck-Ausblicken.

Fassade wie ein Nachthimmel

Die Fassaden sind streng gerastert. Die vielen quadratischen, tief eingerückten Fenster ermöglichen viel Licht, Ausblick, aber auch Rückzug in den Wohnungen. Damit die gigantischen Außenflächen von insgesamt ca. 4.300 Quadratmetern nicht monoton wirken, ließ sich das Team von einem wolkenlosen Nachthimmel, wenn Sterne und Flugzeuge mit der bunt erleuchteten Stadt um die Wette glitzern, inspirieren.

Fünfhunderttausend kobaltblau glasierte Riemchenklinker erzeugen gebrochene Lichtreflexionen mit einem diffusen, körnigen Glanz. Balkone schieben sich hier und da unterschiedlich weit aus der Wand. Ihre bunten Glasbrüstungen verschmelzen mit dem Blau der Klinker dahinter. Statt vor einer eintönigen Wand steht der Betrachtende also vor einer mehrschichtigen Fassade, auf der sich das Licht in immer anderen Farben und Intensitäten bricht und hinter der sichtbar Leben stattfindet.

Übrigens, auch technisch ist es eine mehrschichtige Fassade: Die blauen Klinker sind in Aluminiumschienen eingeklickt und hängen als vorgehängte hinterlüftete Fassade mit zweihundert Stahlkonsolen vor den Betonaußenwänden. Der mehrschichtige Aufbau der vorgehängten hinterlüfteten Fassade bietet einen optimalen Wärme- und Feuchtigkeitsschutz und, dank der eingesetzten Materialien, auch den höchsten Brandschutz. Denn die Dämmung besteht aus nichtbrennbarer Mineralwolle (A1).

Mineralwolle brennt nicht, schmilzt nicht und tropft nicht brennend ab und garantiert daher den maximal möglichen Brandschutz. Die Mineralwolle-Platten sind 16 Zentimeter stark, dicht gestoßen und je mit fünf Dübeln an der Wand befestigt. Das sichert die Lage der Platten und den Wärmeschutz auch bei wetter- und windexponierten Hochhausfassaden.

Zusätzlich verhindert eine Brandsperre auf jedem zweiten Geschoss eine Brandausbreitung über die Fassade. Besonders sensible Punkte hinsichtlich Wärme-, Brand- und Schallschutz sind die Fensteranschlüsse und die Auslässe der dezentralen Lüftungsanlagen. Das gilt vor allem bei dieser Fassade mit ihrem hohen Anteil an Fenstern und Wohnungen. Auch hier kommt Mineralwolle zum Einsatz: Dünne Streifen dämmen passgenau alle Fensterlaibungen und Lüftungskanäle. Damit ergänzen sich die Materialien, Beton, Mineralwolle und Klinker, zu einer besonders sicheren und robusten Fassade. Dass die auch noch auffällig bunt und weithin sichtbar ist, passt ebenso zu MVRDV wie zu Mannheim.

Headerbild: © MVRDV Architects, Rotterdam

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