Nachverdichtung ist oft die beste und nachhaltigste Lösung für die Entstehung von günstigem Wohnraum in der Stadt. Das zeigt einmal mehr das Hallenbadquartier in Kirchheim unter Teck, neu gebaut von UTA Architekten und Stadtplaner sowie UA Urban Architecture. Die Energieeffizienz, der Wohnkomfort und der Brandschutz im dichten, aus Holz und Beton gebauten Quartier ist hier dank Mineralwolle garantiert.
Unsanierte Gebäude und damit verbundene hohe Heizkosten sind kein neues Problem: So musste zum Beispiel die Gemeinde in Kirchheim unter Teck ihr beliebtes Hallenschwimmbad, gebaut 1962, schon im April 2011 wegen der hohen Energiekosten für immer schließen und kurz danach abreißen. Was blieb, war ein leeres Grundstück in zentraler Lage. Dabei stiegen auch in dieser wirtschaftsstarken Kreisstadt sowohl die Nachfrage nach Wohnraum als auch die dadurch bedingten Immobilienpreise. Deshalb sollte auf dem Grundstück günstiger und nachhaltiger Wohnraum für Alleinstehende, Paare und Familien entstehen.
Günstig Wohnen auf teurem Bauland funktioniert nur mit einer höheren Bebauungsdichte – also mit mehr Menschen, die sich den wertvollen Boden und die Kosten dafür teilen. Die mittelalterliche Altstadt von Kirchheim unter Teck liegt nur wenige Minuten vom Grundstück entfernt und zeigt, wie dicht Menschen früher beieinander lebten.
Weil aber die Wohnansprüche heute andere sind ‒ wir wollen heller, großzügiger und mit mehr Privatsphäre wohnen ‒, suchte die Stadt in einem Wettbewerb die beste Lösung für gutes Wohnen in der Dichte. Der Architekt Dominique Dinies, geschäftsführender Gesellschafter bei UTA Architekten und Stadtplaner, sagt: „Wir sind in unserem Entwurf bis an die oberste Grenze der gewünschten Wohndichte gegangen.“ Damit das funktioniert, entwickelte sein Team, gemeinsam mit UA Urban Architecture, eine besonders durchmischte Wohntypologie:
Sie skalierten das Stadthaus auf ein kleinstädtisches Maß, entwickelten unterschiedlich breite Grundrisse und reihten 17 zwei- und dreigeschossige Häuser zu beiden Seiten in einer gemeinsamen Hofgasse. An deren Anfang markiert ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus mit überbautem Durchgang die Grenze zwischen öffentlicher Straße und halböffentlicher Gasse. Das andere Ende der Hofgasse begrenzt ein weiteres Mehrfamilienhaus.
Auf diese Weise schufen sie 45 gut belichtete Wohneinheiten für sehr unterschiedliche Nutzergruppen – von kleinen Single-Appartements über großzügige, barrierefreie Etagenwohnungen bis hin zu den gereihten Stadthäusern mit Platz für unterschiedlich große Familien. Die zur Straße gelegenen Erdgeschossflächen nutzen eine Kita und ein Frisör, im Hof gibt es einen frei zugänglichen Spielplatz.
Der soziale Mehrwert des Projektes geht also über die eigentliche Quartiersnachbarschaft hinaus. Die bauliche, soziale und funktionale Durchmischung helfen, damit das Quartier auch langfristig lebendig bleibt und sich in den Stadtteil integriert.
Für das gute Miteinander auf engem Raum braucht es auch innerhalb des Areals klar definierte Räume für Gemeinschaft und Rückzug. Das gelingt dem Team über sorgsam abgestufte Sozialräume: Aufgetreppte Terrassen in der Hofgasse bilden jeweils eine Vorzone zum Wohnen, und die Haustüren sind in tief in die Fassade gerückt, so dass eine weitere Vorzone entsteht.
Statt wie oft üblich eines Vorgartens und Vordaches dienen hier Podest und Eingangsnische mal als Abstandshalter, mal zum Smalltalk unter Nachbarn. Dank der versetzten Anordnung der gereihten Stadthäuser sind die Podeste oder die rückwärtigen Terrassen baulich gefasst und schützen den Wohnraum dahinter vor Einblick und zu großer Nähe.
Zudem lässt die vor- und rückspringende Fassade die Häuser wie einzelne Einheiten wirken, obwohl sie konstruktiv zusammengehören. Man wähnt sich also im eigenen Haus und ist doch Teil eines gemeinschaftlichen Wohnens. Technisch gesehen spart das viele Ressourcen: einfache statt aufgedoppelte Haustrennwände, eine gemeinsame Parkgarage statt vieler kleiner Carports, ein barrierefreier Gemeinschaftsraum statt des Partyraumes in jedem Keller und eine gemeinsame, zentrale Holzpelletheizung.
Auch beim Baumaterial und bei der Konstruktion setzte das Architekturteam auf Ressourceneffizienz, kurze Transportwege und auf lokale Unternehmen. Das ermöglichte einen besonderen Clou, wie Dinies erklärt: „Ein ortsansässiges Recyclingunternehmen lieferte uns den recycelten Hallenbadbeton als Zuschlagstoff für den Rohbau.“ Die Fassade ließ das Team in Holzständerbauweise mit einer Mineralwolldämmung seriell vorfertigen. Dabei wurden die Ständerelemente in unterschiedlichen Formaten samt der Holzfenster im Werk zusammengefügt, mit Mineralwolle ausgedämmt, außen mit schmalen Holzlamellen in verschiedenen Breiten und Farben verkleidet und als modulares Bauteil an die Baustelle geliefert. Das sparte Zeit und Energie und ermöglichte sehr präzise Fertigungsmaße.
Die Fassade aus Holzständerwerk und einer Dämmung aus Mineralwolle bildet gemeinsam mit den hochgedämmten Gründächern eine sehr effiziente Gebäudehülle, die CO2 und Energie und damit auch langfristig Heizungskosten spürbar senkt. Alle Neubauten des Hallenbadquartiers erreichen den Energiestandard KfW 55 und ließen sich entsprechend mit staatlichen Zuschüssen bauen.
Die Holz-Mineralwolle-Fassade hat aber auch hinsichtlich der Wohndichte eine wichtige Schutzfunktion: Die mit Mineralwolle hinterdämmten Holzlamellen wirken akustisch dämpfend und schützen vor Lärm. Umgebungslärm in der Gasse wird weder über die Fassade zurückreflektiert noch, dank der Mineralwolle, über die Bauteile nach innen weitergeleitet. Trotz der hohen Dichte und der spielenden Kinder in der Gasse entstehen auf diese Weise ruhige Wohnräume. Zudem schützt Mineralwolle zuverlässig vor einer Brandausbreitung im dichten, urbanen Stadtgefüge.
Besonders beachtlich ist die filigrane Ausgestaltung der linear strukturierten Holzfassade. Denn die feinen Holzlatten haben nur begrenzte Lieferlängen. Horizontale Stoßfugen, die die vertikale Struktur unterbrechen, wären also kaum vermeidbar. „Wir haben diese horizontalen Linien zur Gestaltung genutzt“, sagt Dinies. Sie verlaufen nun versetzt zueinander, setzen mal die Oberkanten, mal die Unterkanten von Fenstern und Türen fort.
Die feine Linie zieht sich als Gestaltungselement weiter: Die Fensterlaibungen und Eingangsnischen sind mit hauchdünnem Blech verkleidet. Weiße, filigrane Stahlgeländer weben sich entlang der Balkone, Laubengänge und Dachterrassen und vor den bodentiefen Fenstern der Obergeschosse.
Selbst die Treppen im Innern der Häuser, sogar die Deckenleuchten – alles ist auf schmale Linien und helle, weite Durchblicke reduziert. So bleibt der Raum maximal frei und das Wohngefühl trotz der stadträumlichen Enge großzügig, mit vielen unterschiedlichen Perspektiven auf die gebaute Nachbarschaft und auf das Leben in der Gasse und in den rückwärtigen Gärten. Denn bei allen wirtschaftlichen, energetischen und bautechnischen Pluspunkten dieses Quartiers – am Ende erzeugen die „weichen Faktoren“ ein Zuhause-Gefühl in der Dichte: der schöne Blick über die Dächer, der Plausch mit der Nachbarin und der sonnige Platz auf dem Balkon.
Headerbild sowie Bild 1-3: © Stefan Eigner, www.eignerframes.de
Alle Zeichnungen: © UTA Architekten und Stadtplaner
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