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Fernsehturm Stuttgart: Brandschutz auf hohem Niveau

  • Der Fernsehturm Stuttgart wurde aufwendig brandschutzsaniert.
  • In einer weltweit einmaligen Konstruktion verhindert Mineralwolle, dass sich die Hochleistungskabel bei einem Defekt entzünden können.

15. März 2017 – Wenn in Stuttgart mal wieder Feinstaubalarm herrscht, lohnt sich ein Aufstieg besonders: Auf dem Fernsehturm in 150 Meter Höhe kann man nicht nur frische Luft schnappen, sondern auch die herrliche Aussicht genießen. Ein Vergnügen, das die Stuttgarter erst seit kurzer Zeit wieder haben, denn das Wahrzeichen der Stadt war fast drei Jahre lang aus Brandschutzgründen gesperrt. Die besondere Architektur des Turms und der Denkmalschutz machten die Sanierung besonders schwierig. Eine weltweit einmalige Konstruktion mit Mineralwolle bietet nun einen sicheren Brandschutz und ermöglichte die Wiedereröffnung des Turms.

Nur etwas für Spezialisten: Brandschutzarbeiten in schwindelnder Höhe

Zwei Aufzüge, Wasserleitungen und Hochleistungskabel zur Programmverbreitung laufen durch das Turmrohr aus Stahlbeton, das am oberen Ende nur fünf Meter breit ist. Und auch der Rettungsweg findet hier noch Platz. Doch genau das ist das Problem, denn bei Gebäuden dieser Art muss es einen zweiten Fluchtweg geben. Gibt es aber nicht und so wurde der Turm 2013 geschlossen. Für Kai Krümmel, Architekt und Projektleiter der Brandschutz-Sanierung, ist das nicht ganz nachvollziehbar: „Es war noch nie zulässig, dass es nur einen Rettungsweg gibt. Das war der Stadt bekannt, wurde aber geduldet.“ Ein zweites Treppenhaus außen am Turm kam wegen des Denkmalschutzes nicht in Frage. Die Lösung konnte also nur im Turm selbst liegen: Wenn hier nichts mehr brennen kann, braucht man keinen zweiten Rettungsweg.

Vor allem die Hochleistungskabel sind bei einem Defekt eine mögliche Zündquelle. Brennt die Kunststoffummantelung, verraucht der Rettungsweg. Um einen Brand zu verhindern, installierten die Arbeiter einen Blechkanal um die Kabel. Ausgebildete Industriekletterer von Mastbaufirmen hievten die schweren Teile mit Seilwinden in dem engen Turm nach oben. In schwindelnder Höhe und in einem speziellen Gurt sitzend, dem Bootsmannstuhl, arbeiteten sie sich Stück für Stück voran. Anschließend bliesen sie den Kanal vollständig mit Mineralwolle aus, die einen Schmelzpunkt von mehr als 1.000 Grad hat. Die Kabel sind nun vollständig umhüllt und können sich nicht mehr entzünden. Das überzeugte auch die Branddirektion, die den Turm wieder für Besucher frei gab.

Der einzige Fernsehturm, der wieder geöffnet wurde – bislang

1,8 Millionen Euro kostete die Sanierung, die 16 Monate dauerte. Fast genauso lang wie die Abstimmung mit der Stadt. Vor allem die Stuttgarter freuen sich, dass sie ihren Fernsehturm wieder haben: Mehr als 500.000 Besucher waren es bislang. Und auch Projektleiter Kai Krümmel ist stolz: „Die Sanierung war sehr schwierig. Während der Bauphase bin ich beinahe verzweifelt aber natürlich liebe ich den Turm. Schließlich bin ich Stuttgarter.“

Der Fernsehturm ist der einzige, der nach jahrelanger Schließung wieder geöffnet wurde. Die Türme in Hamburg, Dresden oder Köln bleiben geschlossen. „Häufig wollen oder können die Betreiber den technischen und wirtschaftlichen Aufwand für eine Turmsanierung, die eine touristische Nutzung zulassen würde, nicht leisten“, meint Krümmel. Doch anscheinend hat Stuttgart hier neue Maßstäbe gesetzt. „Einige Turmbetreiber haben schon bei uns angefragt, wie wir das technisch und zu diesem Preis hinbekommen haben.“

Interessante Links:

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Als Brandschutzmaßnahme wurden um die Hochleistungskabel im Stuttgarter Fernsehturms Blechkanäle installiert. Foto: Südwestrundfunk

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Die Kanäle wurden anschließend mit Mineralwolle ausgeblasen. Mineralwolle hat einen Schmelzpunkt von mehr als 1.000 Grad und verhindert, dass Kabel sich entzünden. Foto: Südwestrundfunk

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Diese Maschine bläst die Mineralwolledämmung in die Kanäle ein. Eine weltweit einmalige Methode der Brandschutzsanierung. Foto: Südwestrundfunk

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