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Kleines Schwarzes

Ganz im Sinne der 1950er Moderne setzen die Architekten FRA – Fischer Rüdenauer aus Stuttgart bei einem kleinen Reihenendhaus auf ein elegantes, metallisches Schwarz und große Öffnungen in die Landschaft. Dabei gelingt es dem Haus, im städtebaulichen Rahmen zu bleiben und Form, Material und Mineralwolle ästhetisch, verträglich und sinnvoll in Dach und Fassade miteinander zu kombinieren.

Die Immobiliensuche in Stuttgart ist an sich schon schwierig. Fast aussichtslos ist sie für jene, die angemessen Platz suchen. Das erlebte auch der Architekt Arne Rüdenauer, als sich das zweite Kind in der Familie ankündigte. Schließlich ergab sich die Chance, das elterliche Reihenendhaus in aussichtsreicher Hanglage zu beziehen. Aber energetisch und technisch war das Haus aus den 1950er Jahren nicht mehr zeitgemäß und erfüllte weder gestalterisch noch im Raumprogramm die Ansprüche der Familie. Eine Sanierung kam nach reiflicher Überlegung jedoch nicht in Frage. Rüdenauer sagt: „Der Erhalt des Bestandes wäre mit sehr vielen Kompromissen verbunden gewesen.“ Die Familie beschloss deshalb, das Gebäude abzureißen und an seiner Stelle einen Neubau zu errichten.

Statisch schwierig

Was zunächst einfach klingt, war sehr aufwendig: „Das Schwierigste war der Abriss des Bestandes, ohne das Nachbargebäude zu gefährden“, sagt Rüdenauer. Beim Abriss des Reihenendhauses mussten sie daher die angrenzende Außenwand des Nachbarhauses abstützen und für den Neubau auf eine Brandwand aus Fertigbetonteilen setzen. Denn auch die Schalung und das Gießen einer herkömmlichen Ortbetonwand war an dieser statisch sensiblen Stelle zwischen den beiden Einheiten zu risikoreich.

Auf dem 6 x 9 Meter großen Fußabdruck des alten Hauses entstand dann der Neubau. Der kleine Zuschnitt war konstruktiv ein Vorteil: Zwei Betonflanken ragen in den Hang, an ihrer kurzen Nordseite sind sie mit einer Lochfassade aus Beton verbunden. Diese drei Seiten ergeben mit den vor Ort betonierten Geschossplatten eine stabile statische Einheit mit vier kleinen, aber frei zonierbaren Geschossflächen und einer offenen Südseite.

Klein, aber großzügig

Um im engen Innenraum möglichst großzügige Grundrisse zu erhalten, setzte Rüdenauer auf Reduktion, wie er sagt: „Wir haben im Innern nur wenig Materialien eingesetzt.“ Die Betonflächen blieben sichtbar, was auf der Baustelle viel Sorgfalt verlangte. Im Innern integrierte er, wo möglich, Stauräume, Sitzbank und Einbaumöbel und schuf so mehr freien Raum. Bei den Details wie Treppe, Geländer, Fensterprofile, sowie Schrank- und Zimmertüren vermied er profilierte Tiefe, um die Oberflächen möglichst großflächig erscheinen zu lassen.

Die Treppe plante er aus weiß lackiertem, filigranem Stahlblech und mit einer Absturzsicherung aus dünnen, gespannten Gummiseilen aus dem Segelbedarf, zwischen denen der Blick auf die Flächen dahinter fallen kann. Der ganze Raum wirkt so großzügig, weitläufig und hell. Selbst unter der Treppe geht der Blick durch die Stufen und die Panoramafassade ins Grüne. Denn auf der südlichen Gartenseite öffnet sich das ganze Gebäude über Sonnenschutzgläser und mit Panoramaformat in die grüne Tallandschaft. Rüdenauer erklärt: „Hier ermöglicht eine Festverglasung mit bodennahen, sehr dünnen Rahmenprofilen einen möglichst großen Ausblick.“

Wenig Technik, viel Dämmung

An den Seiten der Festverglasungen befinden sich jeweils opake Lüftungsfenster, über die Frischluft in den Raum kommt und dank offen verbundener Räume vom Garten- bis zum Dachgeschoss zirkuliert. „Das Haus ist absolut Low-Tech“, sagt Rüdenauer und ergänzt: „Die Fassade im untersten Geschoss, dem Gartengeschoss, hat Lamellenöffnungen, damit man jederzeit frei lüften kann, ohne das Gebäude für Tiere oder Menschen zu öffnen.“ Die natürliche Luftbewegung und die Speichermasse der Sichtbetonwände sorgen auch im Hochsommer für angenehme Raumtemperaturen.

Außerdem setzte der Architekt auf eine 18 cm starke Dämmung aus Mineralwolle bei den Außenwänden. Das hinterlüftete Metalldach dämmte er – 22 cm zwischen den Sparren – ebenfalls mit Mineralwolle. Nicht nur wegen der hohen Dämmleistung von Mineralwolle, sondern auch, weil „sie sich leicht ins Gefach einbringen lässt“, wie Rüdenauer sagt. Auch die Fassade hat als Vorhangfassade eine Holzunterkonstruktion, in der die Mineralwolle passgenau klemmt. Rüdenauer ergänzt:

„Wir planen unsere Projekte immer mit Mineralwolle. Denn besonders, wenn man an das spätere Recycling denkt, ist Mineralwolle ein sehr ökologischer Baustoff.“

Vielschichtige Vorhangfassade

Die Vorhangfassade ist das, was dem Haus diese unverwechselbare Architektur gibt: eine dunkel, schwarz-braun eloxierte, gefalzte Aluminiumfassade mit außen bündig sitzenden Fenstern. Eine ziemlich ungewöhnliche Gestaltung inmitten des hausbackenen Kontextes der 1950er Reihe. Doch Rüdenauer widerspricht: „Die dunkle Farbe war eine intuitive Entscheidung, die letztlich in der Straßenansicht viel unauffälliger ist als eine weiße Fassade.“

Auch die Grundidee zur Fassade hat einen Bezug zum 1950er Bestand: „Die Fassade sollte die Kubatur des typischen Satteldaches möglichst klar abzeichnen.“ Die Familie überlegte, welches Material diese Idee und Kubatur gut abbildet und wählte genietete Aluminiumpaneele, weil diese sich millimeterscharf kanten und falzen lassen und eine einheitliche Hülle für Dach und Fassade bilden. Gegenüber Holz haben sie einen weiteren Vorteil: Die Bleche sind gelocht. So monolithisch der Fassadenvorhang also tagsüber wirkt, so vielschichtig ist er eigentlich. Denn hinter der Fassade verbergen sich Fensteröffnungen. Tagsüber wirkt die Straßenseite geschlossen, und zugleich hat der Innenraum dahinter viel Tageslicht und Privatsphäre. Nachts aber zeigt sich die Vielschichtigkeit der Fassade, wenn das Licht der Innenräume wie bei einer Laterne in die Umgebung leuchtet.

EG I Küche I Haus W8 I der Dämmstoff

Weniger ist mehr: Im Innern sind Materialität und Farbigkeit reduziert.

Süden I Haus W8 I Der Dämmstoff

Nach Süden öffnet sich der Raum zur Landschaft.

Treppe 2 I Haus W8 I Der Dämmstoff

Mehr Stauraum und zugleich mehr Großzügigkeit, das geht dank unauffälligen Einbaumöbeln und Trockenbau.

Treppe 1 I Haus W8 I Der Dämmstoff

Die Treppe zeichnet sich nur in hauchdünnen Linien ab – dank filigranem Stahlblech und Gummiseilen kein Problem.

Galerie I Haus W8 I Der Dämmstoff

Wo in der der Fläche wenig Platz ist, bringen Sichtbezüge Licht und Großzügigkeit, wie hier beim Eingangsbereich mit Blick auf die Galerie des Obergeschosses.

Raum I Süden I Haus W8 I Der Dämmstoff

Nach Süden, gen Tal, öffnet sich das Gebäude über Panoramafenster und Lüftungsöffnungen.

Gartengeschoss I Erdgeschoss I Haus W8 I Der Dämmstoff

Gartengeschoss und Erdgeschoss

Obergeschoss I Dachgeschoss I Haus W8 I Der Dämmstoff

Obergeschoss und Dachgeschoss

Schnitt I Haus W8 I Der Dämmstoff

Schnitt

 

Alle Fotos und Pläne stammen von FRA – Fischer Rüdenauer Architekten. Zum Vergrößern klicken Sie die Bilder einfach an.

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