15. März 2016 — Eine Wohnung im Dachgeschoss mit Blick über die Stadt – das soll in Zukunft kein Luxus sein, sondern ganz normal. Wohnraum in Ballungsgebieten wird immer knapper und das Aufstocken von Wohngebäuden bietet ein ungeahntes Potential: Mehr als 1 Million zusätzliche Wohnungen könnten so entstehen.* Doch wie wird dieser neue Wohnraum über den Dächern aussehen? „Berlin soll nicht in die Breite gehen, sondern nach oben wachsen und dabei auch noch grüner und effizienter werden“, meint ein Team von Studenten der TU Berlin und der Universität der Künste. Und entwickelte das „Rooftop Haus“. Ein Haus auf dem Dach eines Berliner Altbaus, das Vorteile für alle Mieter bringt.
„Im Winter ist es ein Hasenbau, in den man sich zurückzieht, im Sommer entmaterialisiert sich das Haus zu einem großen Dach, unter dem man lebt“, erklärt Alessandro Jänicke das Prinzip des Rooftop Hauses. Jänicke, einer der Initiatoren des Projekts, hat sein Studium mittlerweile beendet und arbeitet als Architekt. „Rooftop Haus und Altbau bilden eine Symbiose. Die Aufstockung führt zu weiteren Sanierungsmaßnahmen, womit sich die Energieeffizienz des gesamten Hauses verbessert.“ Die speziell entwickelte Fassade lässt sich komplett aufklappen. Dadurch verdoppelt sich die Wohnfläche auf 120 Quadratmeter. Solarmodule auf den Fassadenwänden und dem Dach produzieren viel mehr Energie als das Rooftop Haus benötigt. Diese kommt den Mietern des Altbaus zugute.
Das Kernmodul ist das Herzstück des Hauses mit Küche, Badezimmer und den technischen Anlagen. Um die eingebaute Luft-Wasser-Wärmepumpe schalldicht zu isolieren, verwendete das Team eine dünne Schicht Mineralwolle. „Nur Mineralwolle bietet in dieser Stärke die akustische und thermische Dämmung, die wir brauchten.“ Das Kernmodul funktioniert als raumteilender Mittelpunkt. Die umgebende Wohnfläche ist frei gestaltbar: Regalsysteme und Schränke lassen sich problemlos verschieben, sodass die Räume frei nutzbar sind.
Rund zwei Jahre dauerten Entwicklung und Bau des Hauses, mit dem das Studententeam den 4. Platz beim internationalen Solar Declathon Wettbewerb 2014 belegte. „Es war unsere eigene Leistung“, sagt Alessandro Jänicke, „das erfüllt mich mit Stolz“. Idee, Konzept, Design und Qualitätssicherung – die Studenten haben alles in Eigenregie geleistet. Auch den Aufbau des Hauses, die größte Herausforderung: „Einige von uns hatten noch nie eine Bohrmaschine in die Hand genommen“, erinnert sich Jänicke. „Die praktischen Erfahrungen, die wir bei dem Projekt gesammelt haben, sind unbezahlbar.“
Im Mai soll das Rooftop Haus auf dem Hauptgebäude des TU Campus in Berlin Charlottenburg aufgebaut werden.
*Aktuelle Deutschland-Studie „Wohnraumpotentiale durch Aufstockungen”